§. 28. Elben.

[164] Wenn auch nicht der Name, ist doch das Wesen der Elben in der Oberpfalz bekannt. Es sind gefallene Engel, welche als Geister im Mondenlichte auf den Wiesen tanzen, oder die Seelen Verstorbener, welche nach heidnischer Anschauung in das Gefolge der Götter übergehen und damit elbische Natur annehmen.

Sie scheiden sich wieder in gute und böse, und lassen diesen Unterschied auch in den Spuren erkennen, welche vom nächtlichen Tanze auf der Wiese verbleiben.

Waren es gute, so ist am Morgen das Gras zwar vertreten: da aber nur die Spitzen umgebogen sind, so wächst es in etlichen Tagen, und zwar viel üppiger wieder nach. Dagegen treten die bösen das Gras ganz[164] ein, nehmen oft den Erdboden mit, am Morgen erscheint es verbrannt und in etlichen Tagen darauf roth. Daher sagen die Leute von solchen Stellen, daß der Teufel darauf getanzt habe.

Diese Flecken sind alle rund, wie von den Füßchen zweyjähriger Kinder vertrippelt. Immer ist Wasser in der Nähe, sey es auch nur ein Grübchen. Der Tanz ist ihnen indessen nur vor Walburgi gestattet, von da an ist die Wiese geheiliget.

Wenn die Guten tanzen, hört man sanften Gesang, den Tanz der Bösen begleitet rauschende, berauschende Musik.

Ein Bursche wollte Nachts zum Mädchen; da er warten mußte, legte er sich auf die Beunt unter eine Haselstaude hin. Plötzlich schlüpften die Geisterchen aus der Erde hervor und tanzten; auch hörte er Musik, sah aber nicht, wer die Spielleute waren, sie kam von Oben. Im Reihen befanden sich reizende Mädchen: er stand also auf und trat näher. Da winkte ihm eine, er ließ sich verführen und tanzte mit ihr im rasenden Wirbel, bis er besinnungslos zu Boden stürzte. Am Morgen fand man ihn in dem runden zertretenen Platze, in tausend Stücke zerrissen, diese verbrannt.

Die Seelen Verstorbener, die noch nicht rein, tanzen auf Kreuzwegen, traurigen Blickes, wilde Tänze, nach Geschlechtern geschieden: wer sie stört, wird zerrissen. Sie tragen gegürtete Hemden, weißgefleckt, grau und schwarz. Die weissen entweichen als gereiniget in den Himmel. Je lichter die Farbe, desto näher stehen[165] sie der Erlösung. – Von diesen Tänzen im Mondenlichte sind die Kreuzwege so fest und hart getreten.

Die Mädchen ahmen dieses Tanzen auf Kreuzwegen in heiligen Nächten nach, weil dann der Bräutigam kommt und mit ihnen tanzt. Aber gar manche lag schon am Morgen tod auf dem Platze. Neuenhammer.


Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 164-166.
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