1.

[171] Von Michaeli bis Georgi oder Walburgi soll man aus keinem offenen Brunnen trinken, denn während dieser ganzen Zeit sind sie vergiftet, weil die Kröte nicht darin sitzt, welche in der schönen Jahreszeit alles Gift an sich zieht. Nur jener Brunnen ist heil, in welchem eine Kröte sich aufhält. Rötz.

Will man es aber doch nicht unterlassen, in dieser geschlossenen Zeit zu trinken, so werfe man vorerst drey[171] Brosamen hinein, damit das Wasser nicht krank mache, der Trunk nicht schade – Ebnat – oder man blase zuvor dreymal hinein, damit das Ungeziefer auf dem Boden und giftige Stoffe nicht schaden. Neustadt.

Aus unverdeckten Brunnen soll man auch Tags nach einer Raubnacht nicht trinken, bis das alte Wasser abgelaufen ist: denn es ist mit Gift überdeckt; verschmähen es doch die Thiere, um diese Zeiten zu trinken! Man schöpfte daher sonst auf dem Lande die Brunnen lieber ganz aus. Amberg.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 171-172.
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