3.

[172] An manche Brunnen knüpfen sich mythische Beziehungen, Geisterspuck, geschichtliche Erinnerungen.

So hat der Hahnenbrunnen bey der Einöde Schlehenhof, im Bezirke Falkenstein, den Namen davon, daß in den Raubnächten, besonders der Christnacht, dort ein Hahn kräht.

Zwischen Erbendorf und Letten ist ein kleines Brünnlein, hart an der Strasse, wo ein Fuhrmann mit sammt dem Wagen voll Flachs versunken ist: seitdem wird es nicht grösser, nicht kleiner, bey Regen und Dürre;[172] alljährlich wirft es einen Stein aus. Die Tiefe ist unergründlich.

Der Kreuzbrunnen bey Bärnau, aus dem die Waldnaab ihren Ursprung nimmt, trägt den Namen, weil früher die Gebiete dreyer Herren, des Königes von Böhmen, des Churfürsten von Bayern und der Fürsten von Lobkowitz sich hier kreuzten, und jeder dieser Gebieter auf eigenem Grund und Boden aus der Quelle trinken konnte. Das Wasser ist herrlich, und wer einmal daraus getrunken hat, sagt mein Gewährsmann, trinkt wieder; es führt zugleich Goldsand und barg nach der Sage früher edle Perlen und Edelsteine, deren sich die Venetianer bemächtigten, ohne Etwas übrig zu lassen. Dieses führt uns zu den Goldbrunnen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 172-173.
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