3.

[198] Auf der Wiese, welche den Aeltern der Erzählerin aus Waldmünchen gehörte, waren die Mägde mit Mähen beschäftiget. Es war eben Mittag und die Sonne schien sehr heiß. Da vernahmen sie aus dem Bächlein, welches dorten fließt, ohne Etwas zu sehen, eine feine Stimme dreymal rufen: »Das Stündlein ist verflossen, das Knäblein noch nicht da.« Zu gleicher Zeit kam ein junges Bürschchen eiligst dahergelaufen, um sich zu baden. Die Dirnen wollten ihm wehren und sagten ihm, was sie so eben gehört. Er aber meynte, er wolle nur ein wenig in's Wasser sich tauchen, ihm sey gar so heiß; – stieg in den Bach und ertrank.

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Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 198.
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