1132. Der Thurm zu Altmannstein.

[166] Von J.A.Pangkofer.


Von Schlosses Wäll und Mauern

Der Thurm that ganz allein

Jahrhunderte ausdauern,

Der Thurm zu Altmannstein.


Des Baues runde Säule

Ragt auf der Felsenkant,

Drin haust der Geist des Fräule,

Schön Else ist's benannt.


Sie wandelt auf dem Kreise

In jedes Vollmonds Licht

Und aus dem Rande leise

Sie einen Quader bricht.


Und stürzt den Stein hernieder

Mit dumpfem Schlage schwer,

Daß hallt das Echo wieder,

Dann freut sie sich gar sehr.


Der Vater, fluchend Beiden,

Erschlug, der um sie buhlt'

Noch immer muß sie leiden

Ob des Verrathes Schuld.


Herr Altmann, geht die Sage,

Flucht' sterbend: »Nimmer Ruh',

So lang ein Stein zu Tage

Noch steht, sollst leiden du.«


Drum wenn sie geht vom Berge,

Dann schleppen wiederum,

Dienstbar dem Fluch, die Zwerge

Hinauf das Mauertrum.


Nichts helfen Müh' und Freuden

Zum Trotz dem Vaterschwur,

Da mit dem Unbereuten

Im Bunde die Natur.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 166.
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