104. Emmeramskapelle bei Helfendorf.

[106] Helfendorf unweit München.Panzers Beitrag S. 220.


Der heilige Emmeram wollte nicht an der Stelle seines erlittenen martervollen Angriffes den Geist aufgeben. Er wurde bei Helfendorf auf einen Karren gelegt, an welchem zwei Ochsen gespannt, sich selbst überlassen waren. Diese kamen mit ihrer heiligen Ladung bis an den bezeichneten Platz eine Viertelstunde von Feldkirchen, in der damaligen Gemeinde Aschheim, wo sie Rast machten. Die Kunde hiervon verbreitete sich, man erkannte den entstellten Leichnam des heiligen Emmeram, der bei seinem Hinscheiden das Haltmachen des Gespannes veranlaßte. Derselbe wurde nun nach Aschheim gebracht und in der dortigen St. Peterskirche beigesetzt. Vierzehn Tage ruhte hier die irdische Hülle des Heiligen, aber eben so lange regnete es ununterbrochen. Dieses wurde für eine Mißbilligung der Ruhestätte aufgenommen, und ohne zu wissen, wie hiergegen Rath zu schaffen wäre, wurde der Karren mit den beiden Ochsen wieder bespannt, der heilige Leichnam aufgelegt, und den Ochsen überlassen, wohin sie denselben führen wollten, oder welche Leitung ihnen die Vorsicht nach dem Wunsche des heiligen Bischofes geben werde. Also kam der Zug an die Isar, an jene Stelle, wo bei Oberföhring bis in die neueste Zeit ein Kirchlein stand und auch ein die Schule haltender Eremit lebte, was nun in ein Wirthshaus verwandelt worden ist. Von da konnte das Fuhrwerk nicht mehr weiter; aber es war angedeutet, daß der Entseelte auf dem Wasser an seinen bischöflichen Sitz nach Regensburg gebracht werden wollte, was dann auch geschehen ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 106.
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