112. Heinrichs des Heiligen Stuhl zu Regensburg.

[112] Ertl relatt. cur. Bav. S. 87.


Kaiser Henricus der Zweite, Herzog in Bayern, hat sich nit geschämt, zu Regensburg in den öffentlichen Prozessionen mit entblößtem Haupt und Füßen das heilwerthe Kreuz voranzutragen. In den von ihm erbauten Klöstern, vierundzwanzig an der Zahl, welchen er vor dem Kirchenportal jedem einen andern Buchstaben aus dem Alphabet, etliche Pfund feines Gold schwer, eingraben lassen, hat er zum öftern mit den Ordensbrüdern zu psalliren und die Lectiones mit heller Stimm abzulesen sich gewürdiget. Als er auf eine Zeit zu Abach ober Regensburg an der Donau seinen Aufenthalt genommen, pflegte er alle Nacht von diesem Ort zehntausend Schritte weit nach der Stadt auch im strengsten Winter zu gehen und allda in St. Emmerams Gotteshaus mit andern Ordensmännern die Metten zu singen. Man sieht noch bis auf diese Stund einen sehr großen Stein als Sessel ausgehauen, auf welchem der damals noch junge Fürst auszuruhen gepflegt, bis die Kirchenthore eröffnet worden, welchen Dienst mehrmalen die heiligen Engel verrichtet, damit er desto ehender seiner Andacht abwarten konnte.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 112-113.
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