220. Die goldgekrönte Schlange.

[216] Die vor. Schriften.


Auf der Petersstirn ist schon oftmals eine Schlange erblickt worden, die trägt auf ihrem Haupte ein goldenes Krönlein. Einst ging ein Häcker (Weinbergsmann) den Berg hinauf, wo noch die geringen Mauerschädel des alten Klosters liegen; da rauschte mit raschem Ringeln ihm eine große und glänzende Schlange entgegen, die trug auf dem Haupt eine goldene Krone und im Maul ein großes Bund Schlüssel, die glitzerten und klingelten wie Silber. Der Häcker entsetzte sich, hob seinen Karst, um nach[216] der Schlange zu schlagen, da sah ihn die Schlange wehmüthig an, und bezauberte ihn mit ihrem Blick, daß er regungslos stand, und da sah er denn, daß sie weinte wie ein Kind. Als das einige Minuten gedauert, schwand die Schlange in die Erde, und war ihm aus den Augen und hinweg und war nirgends im Boden ein Loch zu sehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 216-217.
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