35. Der Mangensprung bei Füssen.

[36] Von? – Bei Füssen bildet der Lech einen Durchbruch durch steile Felsen; das ist der Mangensprung. A.C. Cammerer Naturwunder S. 123.


Wer immer heut' nach Füssen kommt,

Der sieht den Mangenstab;

Er betet, was dem Herzen frommt,

Und fragt nach Magnus Grab.


Drauf weiß wohl Keiner ihm Bescheid,

Weil keines nah und fern,

Doch gibt man Jedem das Geleit

Zum Mangen-Sprunge gern.


Da ist ein harter Felsenstein,

Ganz nah' am wilden Fluß,

Ein Tritt gar tief gegraben ein,

Er ist von Magnus Fuß.


Von da herüber sprang Sankt Mang

Zum nächsten Schroffen hin,

Wo er mit wilden Mächten rang,

Die zitterten vor ihm.


Und staunend sieht der Wandersmann

Den Tritt und weiten Sprung,

Und glaubt, daß Heilige gethan,

Was Keinem sonst gelung.


Und glaubt, daß Glaube stärker ist,

Als jeder Marmelstein,

Daß frommer Eifer schneller ist,

Als jedes Vögelein.


Und kommt auch mancher Jungherr hin,

Und mißt den großen Tritt,

Und ist zu weit nach seinem Sinn

Von Fels zu Fels der Schritt:


So spricht der Führer artiglich

Zu ihm an seiner Seit':

»Wohlweiser Mann, du irrest dich,

Dein Messen fehlet weit,


Der Mann, der solches hat gethan

War eine Kraftnatur;

Bemiß doch nicht den großen Mann

Nach deiner Zwergstatur!«

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 36-37.
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