76. Von Barbara, Herzog Albert III. in Bayern Tochter.

[77] A. Grammer dritte verb. Aufl. des deutschen Roms. München 1784. S. 45. Rader. Bav. sancta II., 338.


Als der König von Frankreich Barbara, Herzogs Albert III. Tochter, zu einer Braut für seinen Kronprinzen begehrte, wollte sie lieber dem himmlischen Bräutigam für beständig eigen sein. Sie ist auch gar bald in dem achtzehnten Jahre ihres Alters von ihm zur himmlischen Freude abgeholt worden, im Jahre 1474, vierzehn Tage vor ihrem Abscheiden[77] ist der Majoranstock, der vor ihrem Fenster blühte, ganz verwelket. Den Tag darauf haben alle Gattungen der im Käfig befindlichen Vögelein zu singen und auch zu leben aufgehört. Den achten Tag vor ihrem Ende versprang die von ihrem Herrn Vater ihr verehrte goldene Kette auf ihrer Brust. Nach ihrem seligen Hintritte hat sich noch ein größeres Wunder ereignet, dergleichen in keiner Kirchengeschichte gelesen wird. An dem vierzehnten Tage nach ihrem Tode ist ihr eine andere Ordensschwester in die Ewigkeit nachgefolgt, nach dieser in gleicher Frist wieder eine andere, nach Verlauf solcher Zeit wieder eine andere, bis endlich zwanzig an der Zahl, jede nach vierzehn Tagen, als unschuldige Tauben zu ihr nach dem Himmel geflogen sind. Sie wurde in der St. Jakobskirche auf dem Anger zu München begraben. Als im Jahre 1642 ein großer Stein, unter welchem ihr Leichnam lag, in etwas hinweggerücket worden, hat ein annehmlich himmlischer Geruch alle Anwesenden mit Erstaunung erfüllet.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 77-78.
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