507. Hundskugel zu München.

[44] Die vor. Schrift Nr. 17.


Das seltsame Bild an der sogenannten Hundskugel zu München befand sich ursprünglich nicht an dem Hause, an welchem es sich jetzt befindet, sondern am ehemaligen Baderhause, welches das innere Eck bildet. Alte Leute denken noch an die erst vor ungefähr fünfzig Jahren übertünchte, an diesem Haus al Fresco gemalte Schilderei, welche eine in einem hübschen Wäldchen befindliche Kegelstätte vorstellte, auf welcher sich eine Anzahl (nach Einigen neun) Hunde mit Kegelschieben vergnügten, während einige einen Teller mit Würsten vor sich in den Tatzen hielten und mit vollem Munde sich des Lebens freuend, dem Spiele der Kameraden zusahen. Deßwegen wurde auch der Name »Hundskugel« von dem Volke gern mit »Hundskuchel,« die Hundsküche, vertauscht. Als dieses Bild vernichtet worden war, ersetzte es der Künstler Roman Boos durch ein Holzrelief, auf welchem jedoch die Hunde nicht mehr in der Kegelstätte beschäftigt, sondern mit einer Kugel scherzend vorgestellt wurden.

Das Volk erzählte auch wohl von jener Kugel, und wie sie von Hunden wäre durch Münchens Gassen geschleppt, an diesem Hause aber niedergelegt worden. Andere wollten das Gemälde anders deuten. Ein alter Vers, welcher sich darunter befand, lautete:
[44]

Bis diese neun Kegel umscheiben die Hund',

Können wir heilen noch manche Stund'.


Dieser Vers habe sich auf die im Hause befindliche Badergerechtsame bezogen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 44-45.
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