719. Dreikönigsfeier.

[249] Mündlich.


Am Tage der heiligen drei Könige bereitete vor Alters jede Hausmutter in Franken den Teig zu einem Honigkuchen, dem sie einen Schilling beimischte. War der Kuchen gebacken, so theilte sie ihn in so viele Theile, als Mitglieder der Familie waren, worunter aber auch fünf Arme für diesen Tag aufgenommen wurden, welche den Herrn Jesus, die Jungfrau Maria und die drei Könige vorstellten. Wessen Theil am Honigkuchen den eingemischten Schilling enthielt, der war König des festlichen Tages. Man hob ihn dreimal unter lautem Jubelgeschrei in die Höhe nach alter deutscher Sitte, setzte ihn auf einen für ihn zubereiteten Stuhl, und alle Hausgenossen huldigten ihm als König. Er ordnete für den ganzen Tag die Feierlichkeiten und Ergötzlichkeiten. Sein erstes Geschäft aber war, mit Kreide die Thürpfosten im Hause mit drei Kreuzen zu bezeichnen. Man setzte viel Zutrauen auf die Kraft dieser Kreuze, und glaubte sich dadurch gegen viele widrige Zufälle gesichert.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 249-250.
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