761. Burg Auersberg.

[276] L. Bechstein a.a.O. S. 74 ff.


Auf einem Basalthügel zwischen Tann und Hilters, doch dem letztern Orte näher, stehen die Ruinen der ehemaligen Burg Auersberg. Ein reiches Geschlecht soll sie in Vorzeittagen bewohnt und die Gegend beherrscht haben, das in vielfache Fehden verwickelt gewesen, aber nunmehr gänzlich verschollen ist. Das waren die Herren von Nithardishausen. Im Jahr 1554 erbaute Bischof Albrecht von Würzburg hier ein neues Schloß, worauf Herren von der Tann später als Amtleute wohnten. Die Sage erzählt, daß der letzte Sproß des Geschlechtes der Herren von Auersberg eine kinderlose Wittwe war, die einsam in der öden Burg gewohnt. Eines Tages hatte sie eine Lustfahrt in der Gegend gemacht und kehrte heim, als ein starkes Gewitter sich in das Ulsterthal ergoß, wodurch der kleine, aber nach heftigen Wettergüssen oft sehr reißende Fluß mächtig anschwoll. Schon sah sie ihren heimathlichen Wohnsitz liegen, und gebot ihrem Kutscher, den Fluß an der gewohnten Stelle zu durchfahren; der aber weigerte sich deß, weil die Ulster allzuschnell durch das Thal schoß und übergetreten war. Die Herrin trieb ihn aber mit harten Worten an, hin durch zu fahren, und so gehorchte er zu ihrem Verderben. Die Wellen rissen den Wagen um, der Kutscher rettete sich mit den Pferden nur mit Noth, und die letzte Frau von Auersberg ertrank.

Nach andrer Sage aber hatte es mit dem Tode der letzten Herrschaft folgende Bewandtniß: Im Schwedenkriege nahm der letzte katholische Besitzer eine Abtheilung der Truppen in das Schloß, welche gegen die Schweden kämpften. Darüber aufgebracht, berannten die Schweden Auersberg und nahmen die Burg ein. Die Gemahlin des Ritters entfloh, fand aber in den Fluthen der angeschwollenen Ulster den Tod, wo noch ein Steinkreuz den Ort bezeichnet, an welchem sie mit ihrem Wagen versank. Der Ritter aber, der sein Schloß tapfer vertheidigt, ließ ein Fenster im Schloß ausheben, und sprengte, auf seinem Schimmel sitzend, durch die Oeffnung hinab in die Tiefe, wobei er jählings umkam.

Eine abweichende Erzählung dieser Sage lautet: Der Letzte von den Besitzern der Auersburg, der diese jetzt zertrümmerte Feste bewohnte, gehörte der evangelischen Kirche an.[277]

Eines Tages fuhr er mit seinem Kutscher, welcher katholisch war, über Feld, da überraschte Beide ein furchtbares Gewitter, und es ergoß sich eine unendliche Wasserfluth, so daß bald weder Weg noch Steg zu erblicken war. Der Kutscher kreuzte und segnete sich und betete, der Herr aber fluchte. Der Kutscher sprach: Gott helfe uns, ich kann nicht weiter fahren, sonst sind wir verloren! Darauf rief der Herr zornig aus: Der Teufel wird Dich nicht gleich holen! Fahre zu in des Teufels Namen! Der Kutscher seufzete und sprach: So will ich denn hinfahren, doch nicht in des Teufels, sondern in Gottes Namen. – Bald kam die Kutsche in einen Wasserstrom, daß sie schwamm, die Pferde häkelten sich im Wasser ab, und der Kutscher entkam auf einem derselben. Der gottlose Herr aber mußte elendiglich ertrinken.

Auf dem Schlosse wohnten lange Zeit würzburgische Burgmänner, später Amtmänner, daher ward auch ehedem das Amt Hilters nach diesem Schlosse Amt Auersberg benannt. Lange ging die Sage, es liege in einer Ecke des Hofraums der Burgruine ein großer Schatz vergraben, und so kam vor Jahren eine Gesellschaft Schatzgräber dorthin, um den Schatz zu holen. Allein sie wurden allesammt vertrieben von einer erschreckenden Erscheinung, und soll der Schatz noch immer zu heben und zu holen sein.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 276-278.
Lizenz:
Kategorien: