856. Störche künden den dreißigjährigen Krieg an.

[391] Mitth. v. K. Böhaimb.


Anno 1632 begab sich der Zufall, daß sechzehn Störche um die auf der Residenz zu Neuburg sich damals befindlichen Storchennester stritten und gleichsam Krieg zu führen begannen. Bald gewann diese, bald jene Partei die Oberhand, doch behaupteten am Ende jene den Besitz, welche schon vorher die Nester eingenommen hatten. Einer jedoch und zwar der größte aus ihnen, setzte sich vor dem Abzuge auf jenen Theil des Daches, womit die Wohnung, in der sich nachmals der König Gustav Adolph von Schweden aufhielt, bedeckt war, flog aber nach einiger Zeit auch wieder hinweg. Auf einer alten Abbildung der Stadt Neuburg bei Merian sieht man noch einen Storch auf diesem Dache stehen, eine Anspielung auf obige Begebenheit, die, wie der Chronist beifügt, bei den alten Heiden große Bedeutnusse, bei Christen aber wenig Aufmerksamkeit verdient. Doch hat man Beispiele, daß sich die Störche vor ihrer gewöhnlichen Zeit aus etlichen Städten begaben, wann dieselben einen großen Ruin erlitten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 391-392.
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