11.

[455] In deinem Blick sich ewig sonnen,

Wohl wär' es Himmelsseligkeit;

Allein auch mit dem Mindern schon

Zufrieden sei der Erdensohn!

Denn in der Liebe großen Wonnen

Wird Glück sogar das Trennungsleid!


Glück nenn' ich's, wenn im Abschiedsharme

Die Stimme flüstert: noch einmal!

Und aneinander wiederum

Die Lippen zittern freudestumm,[455]

Bis langsam sich der Arm dem Arme

Entwindet in des Scheidens Qual;


Und Glück dann, wenn ein teurer Name,

Der Rose gleich, die einsam blüht,

Mit Duft des Fernseins Oede füllt,

Bis sich das Weh in Seufzern stillt

Und heißer nach dem Trennungsgrame

Der Kuß des Wiedersehens glüht.

Quelle:
Adolf Friedrich von Schack: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Stuttgart 31897, S. 455-456.
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