1.

[117] Im Hommerich, einem bewaldeten Berge hinter Stadt-Oldendorf, auf dem die Homburg gestanden hat, haben früher Zwerge gewohnt. Diese sind aber schon vor längerer Zeit von da fortgezogen, weil sie sich, wie sie sagten, vor den Menschen nicht mehr halten konnten. Bei Holzminden ließen sie sich über die Weser fahren. Der Schiffer, welcher sie überschiffte, fuhr mehrere Male hinüber, ohne irgend etwas zu sehen; nur merkte er jedes Mal, daß das Schiff schwer beladen sei. Als er das letzte Mal hinüberfuhr, war der König der Zwerge mit im Schiffe. Dieser nahm seinen Hut ab, wodurch er sichtbar wurde, und setzte ihn dem Schiffer auf; zugleich sprach er zu ihm, er solle nun auch sehen, wen er übergefahren habe. Der Schiffer aber, der jetzt alles sehen konnte, sah das ganze Feld vor sich von dem Volke der Zwerge dicht bedeckt. Schließlich wurde er noch von dem Zwergkönige reich belohnt.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 117.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.