7.

[184] Im siebenjährigen Kriege war in dem Dorfe Iber eine Schutzwache von sieben Mann. Diese lagen in einem Bauerhause[184] im Quartiere und schliefen auf einer Streu, welche in der Stube bereitet war. In derselben Stube stand auch das Bett, worin der Bauer mit seiner Frau schlief, und davor eine Wiege mit einem kleinen Kinde. In der Nacht bemerkte die Frau, wie einer von den Soldaten sich von der Streu erhob, einen Gürtel umlegte und so sich in einen großen Wolf verwandelte. Als solcher kam er an die Wiege und wollte das Kind packen, um es aufzufressen; doch ehe er das thun konnte, hatte die Frau schon ihr Kind gefaßt, es über ihren Mann hingereicht und an die Wand gelegt, wo es in Sicherheit war. Darauf schlich der Werwolf wieder zu der Streu, that den Gürtel ab und legte sich nieder. Als einige Tage darauf die Schutzwache abzog, kam der Soldat, welcher ein Werwolf war, und bat die Frau um etwas auf den Weg. Sie gab ihm, in der Erinnerung an jene Nacht, sehr reichlich.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 184-185.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.