2.

[188] Ein Oberjägermeister Namens Molk soll die Sülbecker Saline gebaut haben. In der Amtswohnung des Oberinspectors hängt sein Bild auf der Hausflur. Nähme man das Bild von da weg, so würde er spuken; so lange dieses aber da hängt, spukt statt seiner ein schwarzer Hund, so groß wie ein Rind. Dieser geht Abends am Salzgraben hinauf. Einst begegneten ihm junge Burschen aus Sülbeck; in der Meinung, daß es ein gewöhnlicher Hund sei, warfen sie nach ihm mit Steinen. Da streckte aber der Hund seine große glühende Zunge aus, und die feurigen Augen wurden immer größer. Jetzt ergriff Furcht und Entsetzen die Burschen und sie flüchteten Hals über Kopf in ein nahes Haus, dessen Thür sie schnell hinter sich verschlossen. Kaum hatten sie das gethan, so war auch schon der Hund vor der Thür und brüllte wie ein Löwe.

Ein noch lebender Tischler aus Sülbeck, der mit einigen anderen Nachts ausgegangen war Obst zu stehlen, kam gerade mit seiner Beute daher, als er vor sich in dem Zaune den Hund sieht, wie er mit dem Vorderpfoten auf dem Steige liegt. Da der Mann darüber muste, so spricht er zu dem Hunde: »Satan, willst du davon!« und schlägt zugleich nach ihm, trifft ihn aber nicht, sondern schlägt in den Wind. In demselben Augenblicke aber erhält er selbst eine so derbe Ohrfeige, daß er auf der anderen Seite des Salzgrabens liegt und eine halbe Stunde wie todt ist. Die anderen, worunter ein Bader war, bringen ihn endlich wieder auf und führen ihn nach Hause.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 188.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.