234. Laß die Todten ruhen!

[220] Einer Frau in Dorste war der Mann gestorben; sie härmte sich sehr darüber und flehte immer, ihr Mann möchte doch wieder kommen und ihr in manchen Stücken Rath geben. Eines Abends in der Dämmerung weinte sie wieder viel und bat den lieben Gott, er möchte doch ihren Mann wiederkommen lassen. Da erschien wirklich ihr Mann, gab ihr in manchen Stücken Rath, fügte aber hinzu, sie hätte ihn in Ruhe lassen sollen. Zum Schlusse sollte sie ihm noch versprechen das zu thun, was er ihr gesagt hatte; er ging also auf seine Frau zu und hielt ihr die Hand hin. Diese hielt ihm einen Peitschenstiel hin, den er anfaßte und schüttelte. Am anderen Morgen bemerkte die Frau, daß der Peitschenstiel an der Stelle, wo der Todte ihn angefaßt hatte, durchgebrannt war.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 220.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.