Einundzwanzigster Auftritt


[33] Rübezahl. Betty.


BETTY langsam zu Rübezahl schleichend und sich ihm zu Füssen werfend. Vergib mir! Vergib mir! Ich war vorhin so – herausfordernd. Ich setzte mich auf deinen Stuhl, um Dich zu reizen. Oh – vergib mir! Du kannst machen mit mir, was Du willst. Ich bin nicht mehr das gebrochene Weib – ich bin ganz umgewandelt – und will nur noch das, was Du willst. Ich gehe für Dich in den Tod. Ich will für Dich morden und stehlen, betrügen und lügen – hassen und lieben – so wie Du befiehlst. Peitsch mich! Töte mich! Tu mit mir, was Du willst! Dich suchte ich! Du bist voll ewiger Wut – denn Du bist auch verwundet und zurückgestossen wie ich. Und so gehören wir zusammen. Wir wollen uns zusammen Rache verschaffen. Ich will jeden[33] an mich ketten und ihn dann langsam – vergiften – bis – bis er – wahnsinnig wird. Unter tausend Küssen will ich jedem erzählen, wie süss der Menschenhass ist. Oh – der Menschenhass ist heute schon so modern – sie werden drauf reinfallen – und dann – sollen sie toben – und wir werden lachen dazu – ein erquickendes Lachen.


Quelle:
Paul Scheerbart: Gesammelte Arbeiten für das Theater. Band 1, München 1977, S. 33-34.
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Revolutionäre Theater-Bibliothek. Gesammelte Arbeiten für das Theater, Bd. 1