Neunter Auftritt


[70] Rübezahl. Quiwi.


QUIWI während die Treppe plötzlich verschwindet und an ihrer Stelle Licht- und Farbenerscheinungen furchtbar rasch von unten nach oben schiessen – brennend rotes Glutlicht kommt am häufigsten im Folgenden durch. Wir versinken! Rübezahl! Komm näher!


Feines fernes Summen und Sausen, Rübezahl setzt sich auf einen Fellstuhl, der nicht weitab vom Diwan steht.


RÜBEZAHL. Der Rüffel nimmt jetzt alles einfach – und dabei stellt er gelegentlich die Einfachheit als eine Art von höherer Niedrigkeit hin.

QUIWI. Er hat den Kopf – so voll. Lass ihn! An mich – denkt er – auch nicht mehr – nicht mal – Abschied – nahm er. Seine neuen Organe – die gehn – ihm – über Alles.

RÜBEZAHL. Als obs nicht auch – Schöpferträume gäbe Das Summen und Sausen wird für ein paar Augenblicke heftiger als sonst. die blos – aus dem Daseienden – ganz leicht – was Andres machen möchten! Ich schaffe nicht das Neue – wie Rüffel. Ich hänge mich an das, was ist – oder zu sein scheint – ich biege daran und drücke daran und ziehe daran – sodass es langsam anders wird.

QUIWI. Und – willst Du – unten – das grosse Weltganze – so biegen – drücken – ziehen?

RÜBEZAHL. Nicht das ganze Weltganze – nur das eine – in das wir[70] – hineinragen.

QUIWI. Ich muss fort! Steht auf. Aber – wir Beide – tun – ein Aehnliches. Ich – nehme nur – das Ganze – in das ich als Stein – so tief – hineinrage – in mich auf – und – fühls.

RÜBEZAHL. Das ist beinah genug.

QUIWI. Nein, nein! – Bleib Dir treu – biege – drücke – ziehe daran.


Die Lichterscheinungen verlöschen und an Stelle der Treppe ist ein Gang und tiefe Dunkelheit. Auch von den Lampen im Zimmer brennen nur wenige. Rechts steigt Raxer aus der Tiefe und lehnt sich über den Stein wie im Anfange des ersten Aufzuges.


Quelle:
Paul Scheerbart: Gesammelte Arbeiten für das Theater. Band 1, München 1977, S. 70-71.
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