Sonnenschein

[109] Die alten Bäume waren so hoch.

Und der Donner ging ab, hinten hinter die Berge.

Die Wolken verzogen sich, als würden sie zerpflückt von einer großen Hand.[109]

Es regnete nicht mehr, auch das Blitzen ließ der gute Himmel sein. Dafür flog ein Sonnenstrahl durch die zerpflückten Wolken, und andre Sonnenstrahlen folgten.

Da traten die alten Leute aus der Tür und gingen durch den Wald zur Lichtung der Sonne entgegen.

Die Sonne schob ihre blanke Glatze aus einem dicken Wolkenknäuel heraus – und die Sonnenglatze glänzte.

Und dann kam die ganze Sonne wieder in den blauen Himmel hinein – und blendete – und funkelte auf den nassen Blättern der mächtigen Bäume – glizerte auf der sommerbunten Wiese – und machte Alles wieder hell und leuchtend.

Die alten Leute standen unter den alten Bäumen – da wo's rausging aufs Feld. Den alten Leuten schien die Sonne ins Gesicht, und sie standen da und hatten sich an die Hand gefaßt und schauten so in die frische Glanzwelt hinein.

Sonnenschein!

Quelle:
Paul Scheerbart: Immer mutig! Frankfurt a.M. 1986, S. 109-110.
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