Trauermarsch

[71] Langsam schreiten die Gerippe, klappern im Takte mit ihren Knochen, schreiten schweigend mit Fackeln in der Knöchelhand durch die Straßen der großen Stadt.

Es ist Nacht, Alles sehr einsam, und von Zeit zu Zeit erschallt wieherndes Gelächter.

Sind's die Gerippe, die so scheußlich lachen? – oder lachen die Menschen, die aus den Fenstern rausgucken und dem Trauermarsch der Knochenleute so blöde nachstarren?

Die Fackeln – die brennenden Fackeln – stecken sich jetzt die Toten in den Mund – und die ganzen Schädel fangen an zu brennen.

Wieder wieherndes Gelächter!


Die Toten aber schreiten mit ihren brennenden Hirnschalen ruhig weiter – wie alte Soldaten.

Still geht's mit den Fackeln im Munde zur Stadt hinaus.

Und dann lacht es wieder so schauerlich ...

Wer lacht denn bloß?

Lach' ich selbst?

Ich bin ganz ernst – wie stets!

Ich glaube: die große Stadt lacht.

Quelle:
Paul Scheerbart: Immer mutig! Frankfurt a.M. 1986, S. 71.
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