Gemälde.

Das Herz vom Wunsch nach dir erfüllt,

Erflehte Dich zurück,

Da kam der Schlaf, und wies im Traum

Mir das erflehte Glück.
[142]

Ich sah' dich schön wie Grazien,

Wenn Cypripor sie küßt,

Wie Psyche schön, wenn Amor sie

Fest in die Arme schließt.


Doch schöner wie ein Traum warst du

Mir wachend, als ein Druck

Der weichen Hand beym wämsten Kuß:

ob ich dich liebe, frug.


So bist du schön, wenn dir im Aug

Ein Thränchen zittern steht,

Doch schöner, wenn den losen Blick

Des Lächelns Reitz erhöh't.
[143]

Der freygewölbte Busen stieg

Von Wollustahndungen,

Die braunen Augen schoßen Blitz,

Streit zu verkündigen.


Laut schlägt mein Herz von Dir berührt

Heiß, wenn die weiche Hand

Den Pfeil auf Amors Bogen legt,

Und kühn die Sehne spannt.


Ha! denn fließt mir die Seele ganz

Mit Amors Pfeil ins Ziel!

Ach Mädchen auch Dein Aug bricht dann,

Und spricht Gluth und Gefühl.
[144]

Entzückend zischt Champagnerschaum

Am Rande des Pokals,

Doch schönrer Schaum hängt dann am Busch

des duftgen Wollustthals.


Kein Tempe, kein Elysium

Ist schön wie Chloens Thal,

Hier halten Aug, Gefühl, Geruch

Berauscht ihr Göttermahl.


Das Rosenkleid hat Cypra

Ihm angelegt, sie ist

Die Schöpferin des Quells, der aus

Der Muschelgrotte fließt.
[145]

Zehntausendmal sagt dir mein Kuß

Du Thal der Reize Dank,

Oft netze Amors Balsam dich,

Er sing dir Lobgesang.
[146]

Quelle:
[Johann Georg Scheffner]: Gedichte im Geschmack des Grecourt, Frankfurt; Leipzig 1771, S. 135-136,142-147.
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