Erster Auftritt


[378] Terzky. Isolani. Max Piccolomini.


ISOLANI.

Herr Bruder, was wir lieben! Nun, wo steckt Er?

Geschwind an Seinen Platz! Der Terzky hat

Der Mutter Ehrenweine preisgegeben,

Es geht hier zu, wie auf dem Heidelberger Schloß.

Das Beste hat Er schon versäumt. Sie teilen

Dort an der Tafel Fürstenhüte aus,

Des Eggenberg, Slawata, Lichtenstein,

Des Sternbergs Güter werden ausgeboten

Samt allen großen böhmschen Lehen, wenn

Er hurtig macht, fällt auch für Ihn was ab.

Marsch! Setz Er sich!

COLALTO UND GÖTZ rufen an der zweiten Tafel.

Graf Piccolomini!

TERZKY.

Ihr sollt ihn haben! Gleich! – Lies diese Eidesformel,

Ob dirs gefällt, so wie wirs aufgesetzt.

Es habens alle nach der Reih gelesen,

Und jeder wird den Namen druntersetzen.

MAX liest.

»Ingratis servire nefas.«

ISOLANI.

Das klingt wie ein lateinscher Spruch – Herr Bruder,

Wie heißts auf deutsch?

TERZKY.

Dem Undankbaren dient kein rechter Mann![378]

MAX. »Nachdem unser hochgebietender Feldherr, der Durchlauchtige Fürst von Friedland, wegen vielfältig empfangener Kränkungen, des Kaisers Dienst zu verlassen gemeint gewesen, auf unser einstimmiges Bitten aber sich bewegen lassen, noch länger bei der Armee zu verbleiben, und ohne unser Genehmhalten sich nicht von uns zu trennen; als verpflichten wir uns wieder insgesamt, und jeder für sich insbesondere, anstatt eines körperlichen Eides – auch bei ihm ehrlich und getreu zu halten, uns auf keinerlei Weise von ihm zu trennen, und für denselben alles das Unsrige, bis auf den letzten Blutstropfen, aufzusetzen, so weit nämlich unser dem Kaiser geleisteter Eid erlauben wird. Die letzten Worte werden von Isolani nachgesprochen. Wie wir denn auch, wenn einer oder der andre von uns, diesem Verbündnis zuwider, sich von der gemeinen Sache absondern sollte, denselben als einen bundesflüchtigen Verräter erklären, und an seinem Hab und Gut, Leib und Leben Rache dafür zu nehmen verbunden sein wollen. Solches bezeugen wir mit Unterschrift unsers Namens.«

TERZKY.

Bist du gewillt, dies Blatt zu unterschreiben?

ISOLANI.

Was sollt er nicht! Jedweder Offizier

Von Ehre kann das – muß das – Dint und Feder!

TERZKY.

Laß gut sein, bis nach Tafel.

ISOLANI Max fortziehend.

Komm Er, komm Er!


Beide gehen an die Tafel.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 378-379.
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