Sonderbare Kaprice

[145] Ich stieg bei Madame Zerha ab. Sie bereitete ein kleines Abendmahl und unterhielt mich außerordentlich angenehm.

Ich bat um Erlaubnis, die Nacht bei ihr zubringen zu dürfen.

»Wenn ich es Ihnen zugestehe«, sagte sie lächelnd, »so werden Sie es bereuen. Mein Rat wäre, Sie begnügten sich mit einigen Stunden und dann –«

»Bereuen?« rief ich, »beim Himmel, sonderbar!«

»Sonderbar, weil Sie mich nicht kennen. Gut! Ich gestehe es Ihnen zu und versichere Sie im voraus, daß sie von selbst gehen werden.«[145]

Es war mir unbegreiflich.

Ich half ihr sich auskleiden. Ich staunte, bei einer solchen Frau so feste und niedliche Milchhügel zu finden, die einem Mädchen von sechzehn Jahren zur schönsten Zierde gereicht hätten.

Ich hinderte sie, ihr Nachtkorsett anzulegen, und löste ihr seidenes Unterröckchen, das die niedlichste Wade nur halb versteckte, und sie floh unter die Bettdecke.

Ich bat und sie verhüllte sich.

»Ziehen Sie sich aus und ich nehme Sie zu mir; was aber vielleicht Ihre neugierigen Augen fordern mögen, erlangen Sie nicht.«

»Wollen Sie mir das unendliche Vergnügen versagen, Ihren schönen Körper zu bewundern?«

»Glauben Sie, Vergnügen in meiner Umarmung zu finden, so wäre es Torheit, es Ihnen zu versagen, da ich mich Ihnen schon so weit gegeben habe; allein – kurz, es ist wider meinen Geschmack – tun sie, was sie wollen.«

Ich zog mich aus und legte mich zu ihr. Meine Hände hatten alle Freiheiten; allein sie erlaubte es kaum, daß ich meine Augen an den überaus schönen marmorglatten Milchhügeln weiden durfte.

Ich muß gestehen, ich war unzufrieden, daß ich meine Neugier nicht befriedigen konnte, die um so größer war, weil ich über dem Rosenhaine bis an die Gegend des Nabels die feinste Wolle fühlte. Es war eine ganz neue Erscheinung für mich.

»Kommen Sie und lassen Sie Genuß an die Stelle der Neugier treten.«[146]

Sie umschlang mich und zog mich über sich hin.

»Nur bitte ich, lassen Sie Ihren kleinen unbändigen Knaben etwas behutsam eingehen, Sie verursachen mir sonst empfindliche Schmerzen.«

Ich folgte ihrer Vorschrift und zog ganz langsam ein.

»Halt, nicht so tief.«

Außerordentlich war mein Gefühl und bald vergaß ich alle Mäßigung.

»O, oh! – es schmerzt.«

Sie nahm ihre kleine Hand, umfaßte meinen Amor ganz oben, und hinderte sein tiefes Eindringen.

»Besser – hoh!«

Ihr Atem zitterte.

Und je mehr ihre Empfindung stieg, je fester preßte sie meinen Amor und verursachte dadurch unstreitig die übermäßigste Ergießung, die ich jemals erlitten hatte.

Sie fühlte die ganze Wirkung und ließ jetzt ihre Hand fahren.

»O, es schnürt mir die Brust zu.«

Jetzt verging ihr die Sprache, ich drang tiefer und tiefer, und wie sich ihre Wollustquelle öffnete, schloß sie mich fest an sich, wodurch ich ganz ins Innere gelangte.

Welche Wollust!

»Und nun, lieber Mann, ruhen wir, bis uns die freundliche Sonne die Augen öffnet.«

Ich wollte der Liebe ein zweites Opfer bringen und sie schlug es ab. Ich bat, zeigte ihr mein ganzes Feuer. Umsonst!

»Wir werden Feinde, wenn Sie noch mehr in mich[147] dringen«, sagte sie und kehrte sich auf die andere Seite.

Ohne daß ich es meinen Lesern versichere, werden sie mir glauben, daß es mir unerträglich schwer fiel, bei einer so reizenden weiblichen Gestalt unempfindlich zu liegen.

Ich erneuerte daher meine Versuche, ward feuriger und noch feuriger bei ihrem Widerstände, und fing an, etwas gewaltsamer zu handeln.

Sie wurde heftig und stieß mich von sich.

Ich verlor alle Besinnung, preßte sie unter mich; sie drückte ihre Schenkel fest zusammen; ich wurde wütend, drängte mit meinem Amor zwischen ihre Schenkel, hielt sie fest, arbeitete mich ab, überströmte den zarten Rosenhain mit dem Balsam der Wollust und sank kraftlos hin.

Sie stieß mich von sich.

»Mein Herr, Sie sind unbändig, Sie sehen mich nicht wieder, und wenn Sie mir noch einen Gefallen erweisen wollen, so verlassen Sie mich sofort.«

Ich wäre ohnehin gegangen.

Es ist eine ganz komische Empfindung, wenn man von einem Frauenzimmer auf solche Weise behandelt wird. Ein Gemisch von Unwillen, Zorn, Besorgnis und Furcht, und auch Hoffnung, die Hartnäckigkeit doch noch zu besiegen. Bitten, Vorwürfe, Drohungen, Spöttereien wechseln in einem Augenblicke miteinander ab, bis endlich nach allen vergeblichen Versuchen stiller Jammer entsteht; man rafft sich auf und geht seine Straße.

Hätten meine Leser Madame Zerha, wie sie mich bei ihr im Garten sahen, für eine solche eigensinnige Kreatur gehalten?

Quelle:
Gustav Schilling: Die Denkwürdigkeiten des Herrn v. H., Paris 1966, S. 145-148.
Lizenz:
Kategorien: