Ein ehrlicher Mann hält sein Wort

[61] In acht Tagen wollte meine schöne Frau v. Glossen auf ihr Gut gehen und dort acht Tage meiner harren.

Ihren Befehl, acht Tage enthaltsam zu leben, hatte ich nicht gehalten, allein den, sie zu besuchen, wollt' ich halten.

Ich kam zu meinem Vater und bat um Erlaubnis.

»Ich dächte gar! Findest du das nicht unschicklich, eine Dame zu besuchen, da ihr Mann abwesend ist.«

Ich ward rot.

»Knäbchen! Knäbchen! Ich habe schon bei dem Herrn v. G. etwas gemerkt! – Nun? Du schlägst die Augen nieder?«

»Verzeihen Sie, gnädiger Herr –«

»Karl, sieh mich an! Solche Sachen können in unangenehme Verlegenheit bringen. Ich habe dich für meinen Sohn erklärt, du bist Edelmann; hast du Mut?«

»Ich verstehe Sie, gnädiger Herr –«

»Ich will weiter nichts wissen. – Da ich eben daran denke: ich verreise auf zwei Wochen, bringe unterdessen deine Sachen in – – in Ordnung, du sollst deinen Stab weiter setzen, je nachdem du Neigung hast.«

»Hab' ich also die Erlaubnis, gnädiger Herr?«

»Nenne mich Vater und tu, was du willst.«

»Wenn es bei mir steht, so –«

»Willst du einen Bedienten mitnehmen, so wähle einen.«

Ich lächelte.

»Sieh, Schalk, du willst keinen Aufseher.«

Ich küßte seine Hand.[62]

»Willst du fahren oder reiten?«

»Zu viel Gnade!«

»Nun, das versteht sich von selbst, daß du doch in einem gewissen Aufzuge kommen mußt.«

Sogleich gab mein Vater Befehl, daß mir sein Leibschneider ein kurzes Reitkleid mit gelblichem Unterkleide, stark mit Gold besetzt, zwischen heute und übermorgen früh, verfertigen sollte. – »Ein junger Ritter,« sagte er, »der auf Abenteuer ausgehen will, muß Kleidung haben, die seine Figur hebt. – Willst du den braunen Engländer oder den Weißfuchs?«

»Darf ich wählen, den Letztern.«

»Weil er toll und rasch ist; wenn aber nur der junge Ritter nicht aus der Balance kommt.«

Meine schöne Glossen sah mich also in diesem Aufzuge in kurzem Galopp in ihrem Hofe ankommen.

Der Pächter nahm mir mein Pferd ab, ich stürzte die Treppe hinan; eine steinalte Frau, die Amme meiner Schönen, wie ich nachher hörte, führte mich ins Vorzimmer und entfernte sich. Mit offenen Armen und offenem Busen empfing mich meine Göttin.

»Ich erwartete Sie schon gestern.«

»Mein Vater wollte mich erst anständig gekleidet wissen.«

Sie lachte.

»Der alte Schalk! Das hatte er nicht nötig, sein Sohn bedarf keines Putzes und gefällt doch.«

Ich küßte sie für dieses Kompliment.

»Ei, schön! Haben Sie das Küssen in der Zeit etwa geübt? Oder haben Sie ein so gutes Gedächtnis?«

»Waren Sie nicht meine Lehrerin?«[63]

»Wie dreist und artig!«

Ich schloß sie heftig in meine Arme und wühlte mit meiner Hand in ihrem flaumenweichen Busen.

»Jüngling, Jüngling! Haben Sie wohl gespart, mich zu vergnügen?«

»Urteilen Sie aus meiner Heftigkeit.«

Und damit trug ich sie aufs nahe Kanapee, und wie ein Blitz war meine Hand an ihrer Wollustquelle.

»Um Himmels willen, woher diese Dreistigkeit?« –

»Meine liebenswürdige Lehrerin sagte, ich sollte mir bei einer schönen Dame alles erlauben, was mir meine Einbildungskraft eingäbe.«

»Wohl gemerkt! Doch lassen Sie jetzt, mein Lieber, hier ist nicht Zeit und Ort. – Bei Gott, Knabe, du bist zum Anbeißen!«

Und damit kniff sie mich etwas empfindlich in meine vollen Backen.

Wir hielten eine ausgesuchte Mahlzeit und leerten unter allerhand Scherzen ein Glas Champagner nach dem andern. Kleine Tändeleien unterblieben nicht, wir küßten, streichelten, kniffen, bissen einander, sogen eins dem andern den Wein aus dem Munde, und was uns der Mutwille sonst eingab.

Glauben Sie mir, mein Leser, wer solche Tändeleien nicht kennt, weiß ihren Wert nicht zu schätzen und wird es schwerlich begreifen können, wie viele süße Empfindungen sie erregen.

Nach aufgehobener Tafel führte sie mich in ein Kabinett.

»Hier weise ich Ihnen Ihr Ruhezimmer an, und hierdiese Tür führt Sie zu mir, (lächelnd:) wenn Sie sich etwa diese Nacht fürchten sollten.«

Ich küßte den scherzenden Mund.

»Jetzt legen Sie sich hierher und überlassen Sie Ihren Körper den Armen des Schlafes. Sie haben vier Stunden geritten, und ich glaube, die Ruhe wird Ihnen wohl bekommen. Ich habe gesorgt, daß Sie alle Bequemlichkeit finden.«

Einige wollüstige Küsse begleiteten ihre Rede, meine Einwendungen wurden verworfen und sie verließ mich mit dem Versprechen, mich zeitig genug zu wecken.

In der Tat war es mir so unangenehm eben nicht; denn der Champagner hatte mir in meinem Kopfe ein kleines Sausen verursacht. Ich zog mich aus, legte mich und schlief auch bald ein.

Es war zwei Uhr, als mich meine Glossen mit feurigen Küssen weckte.

»Schlafen Sie so fest! – Schon einige Zeit habe ich neben Ihnen gesessen, Ihre vollen roten Wangen mit Vergnügen betrachtet, und meine Lippen haben alle Kraft anwenden müssen, den Schlaf aus ihren Gliedern zu saugen.«

Ich zog meine Göttin über mich hin, ihre weichen, runden Brüste bedeckten mein Gesicht, ich sog an den Rosenknöspchen und meine Hand – wie hätte die unbeschäftigt bleiben können.

»Nicht mehr, lieber Junge, kommen Sie.«

Sie half mir selbst, mich anzukleiden, und wir wanderten in den Garten.

Ein kleiner Bach rauschte neben dem Garten hin. Jenseits erhebt sich ein scharfer Berg längshin, Felsmassen[67] türmen sich über Felsmassen. Diesseits ist eine grüne Ebene, die abhängig in ein dunkles Gehölz führt, das die Ebene rund umkränzt. In der Mitte des Zirkels erblickt man eine kleine Bauernhütte. Kommt man näher, so läßt ein mäßiges ausgeplattetes Bassin vor der Hütte, in das zwei Nymphen aus Krügen Wasser gießen, nicht den Wohnsitz des rohen Landmannes, sondern den Vergnügungsort des kultivierten Städters vermuten. Das Bassin ist voll Schaum vom Herabstürzen des Wassers aus den umgebogenen Krügen der Nymphen. Dickes, undurchdringliches Gebüsch umgibt Hütte und Bassin und sichert gegen das belauschende und neugierige Auge.

Jetzt öffnete sich die Türe der Hütte. Welche Pracht bedeckt ein Strohdach! Wollüstig hebt dich das Polster des Sofas und des Kanapées, wählst du das eine oder das andere zum Ruhen. Hier siehst du Leda mit dem Schwane spielen, dort Luna den schlafenden Endymion küssen. Hier belauscht ein Satyr badende Nymphen und dort schmeichelt der schalkhafte Kupido seiner lieblichen Mutter.

Hierher führte mich meine schöne Brünette und fragte, mich lächelnd, wie ich's fände? Noch nie hatte ich so etwas gesehen, ich war bezaubert. Sie küßte mich feurig.

»Lieber, Sie vergessen mich, umsonst führe ich Sie nicht hierher. Es ist heiß, sehr heiß –«

Sie knöpfte meinen Rock auf.

»Verstehen Sie mich auszukleiden?«

Bald hatte ich sie vor mir stehen, nichts als das leichte Hemd bedeckte ihre schönen Glieder.

Bald sah sie auch mich in diesem Zustande.[68]

Schuhe und Strumpfe wurden abgezogen, herab fiel das Hemd, und dort floh meine Nymphe ins schäumende Bassin und lachte über mein verwundertes Nachsehen.

Ich folgte ihrem Beispiele. Wir wuschen uns, jagten uns, erhaschten uns, bespritzten uns.

Meine Nymphe floh über die grünen Plane hin, ich ihr nach, ereilte sie und Küsse straften ihren Mutwillen. Jetzt entschlüpfte sie meinen Händen wieder und sprang ins Bassin und empfing mich mit schäumenden Wasserfluten. Nichts hielt mich auf, ich schlang meine Arme fest um ihren Schwanenhals, und wollüstiges Zungenspiel endigte den Streit.

Hand in Hand gingen wir nun, dieses Scherzens müde, in die Hütte. Mit weichen Tüchern trockneten wir die Nässe von unseren Körpern.

Spottend betrachtete sie meinen eingeschrumpften Amor, legte sich aufs Sofa und forderte mich zum Kampfe.

Hier saß ich und sah die schönen Schenkel auseinander, den Wohnsitz der Wollust, die roten Lefzen durch das schwache Gebüsch gleich einer frisch aufgebrochenen Rose durchschimmern.

»Armer Knabe!«

Sie stand auf, holte feine wollene Tücher, gab mir zwei, fing an, meinen Körper zu reiben und befahl mir, Gleiches zu tun. Bald durchdrang uns eine leichte Wärme. Wir fuhren fort und nach ihrer Anordnung wurden endlich bloß die Schenkel und besonders die Hinterbacken gerieben.

Welche wunderbare Wirkung! Glut durchströmte[69] unsere Adern. Mein Amor war zu einer Dicke und Steife angewachsen, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.

»Kommen Sie, Lieber, ich bin ganz in Wallung.«

Wirklich war ihr Hinterer von dem starken Reiben außerordentlich erhitzt und in steter Bewegung. Keuchend eilte sie aufs Sofa, stürzte auf den Rücken und hob ihren Hintern, indem sie sich auf die angezogenen Beine stützte. Feurig und aufgelaufen waren die Lefzen ihrer schönen Muschel. Ich zauderte ihr zu lange, mit Ungestüm riß sie mich über sich hin und bewegte ihren Hintern so heftig, daß ich fast nicht imstande war, meinen Amor in die Spalte zu führen. Mit lautem wollüstigem Girren empfing sie ihn; sie arbeitete und stöhnte so heftig, daß ihre Wollustquelle schon bei dem dritten Stoß überfloß.

»A – ah!«

»Ge – schwind!«

»Lassen Sie mich nicht allein!«

Ich verdoppelte meine Stöße, sie hob sich so empor, daß ich so tief als möglich eindrang, und nun mit unbeschreiblichem Vergnügen ihrem kleinen Gotte ein doppeltes Opfer brachte.

Sie stöhnte laut, verdrehte die Augen und preßte mich an ihre Brust.

Ruhig lagen wir nun, Busen an Busen.

Ungeachtet des starken Verlustes wollte mein Amor sein Haupt noch nicht beugen, er blieb in dem Tempel der Wollust und schäkerte mit Gott Hymen.

»Nicht mehr, Lieber, lassen Sie uns ankleiden.«

»Ich soll schon der Liebe höchstem Genuß entsagen?«[70]

»Doch Lieber! Schonen Sie sich bis auf diesen Abend, dann will ich Ihnen nichts mehr vorschreiben.

Ich gab ihr einen heftigen Stoß, indem ich sie fest an mich und den wollüstigen Kuß auf ihre Lippen drückte.

Ich bitte, lieber Junge, hintergehe meine Vorstellung von dieser Nacht nicht. Ich verspreche dir, mich dann ganz deiner Begier und deinem Mutwillen zu überlassen.«

Sie bat so schön und dringend, daß ich ihr nachgeben mußte, ungeachtet dessen, daß mein Amor in vollster Positur stand.

»Wollüstling, wie schlüpfrig du bist!«

»Ist Ihnen das nicht lieb?«

»Wohl Lieber! Woher sonst mein Vergnügen? Wirst du wiederkommen?«

»Wenn ich darf und kann.«

Sie seufzte, sah mich an, ihre Augenwinkel füllten Tränen; ich sog sie mit meinen Lippen weg.

»Was man liebt – doch wir wollen auf –«

Wir erhoben uns, gingen einige Minuten ins Bad, kleideten uns an und kehrten ins Schloß zurück.

Ohne noch den Gebrauch bestimmen zu können, steckte ich einige von den wollenen Tüchern zu mir, die unsere Körper nach dem Bade so erwärmt hatten. Wie nützlich sollten sie mir noch sein.

Wir fanden bei unserer Zurückkunft eine stärkende Schokolade, die wir unter allerhand süßen Gesprächen und Tändeleien der Liebe schlürften.

Mein lieber junger Freund, ich wünsche dir, daß dich ein so liebenswürdiges Geschöpf, wie meine Frau[71] von Glossen, in der Liebe Myrthenhain führte und dich in die Geheimnisse einweihte; und bedaure dich, wenn du einer unersättlichen, brünstigen Messalina in die Hand fallen solltest, die allemal deine Kräfte aufs äußerste anstrengt und nicht eher ruht, bis du ganz matt und kraftlos daliegst und dann noch mit siegerischer Miene deiner spottet.

Schlüpfrig und wollüstig war meine schöne Glossen, allein immer dachte sie an das folgende Vergnügen und sparte lieber etwas auf, aus Sorge, sie möchte dann, alles verlieren.

Quelle:
Gustav Schilling: Die Denkwürdigkeiten des Herrn v. H., Paris 1966, S. 61-65,67-72.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Gustav Adolfs Page

Gustav Adolfs Page

Im Dreißigjährigen Krieg bejubeln die deutschen Protestanten den Schwedenkönig Gustav Adolf. Leubelfing schwärmt geradezu für ihn und schafft es endlich, als Page in seine persönlichen Dienste zu treten. Was niemand ahnt: sie ist ein Mädchen.

42 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon