Dritter Auftritt.

[124] Das alte Mütterchens bringt Schokolate, die Vorigen.


ALT MÜTTERCHEN.

Da trinkt, ich denk es soll euch schmekken;

Zukker und Eier sind nicht gespart.

Werd't sie mit allen Fingern lekken.

HANSWURST.

Wir haben lange genug geharrt

Und hätten wir uns nicht erzält:

Ich glaub', ich läge schon entseelt

Verlassen von allen Menschen, im Grunde

Des Grabes, eine Speise der Würmer und Hunde.

Doch juchhe! die Schokolate ist da.

DIE DAME.

Da Schäzchen, die erste Tasse empfah.[124]

HANSWURST hapst mit einem Zuge die Tasse aus.

ALT MÜTTERCHEN.

Die Pest! wie schnapst der Kerl zu,

Fris lieber die Tasse, Du Vielfras Du!

Teufel! wie kann der Kerl schlingen!

Ich hätt' nur sollen 'nen Eimer voll bringen.

HANSWURST.

Ja, Mütterchen, Genies thun greulich schlingen,

Das macht, weil uns der Hunger reist,

Wie denn auch oft unser Werk beweist.

Zeigt allenthalben hungrigen Geist.

Ist keine Kraft und kein Saft darin,

Und fliest, wie klares Wasser hin.

DIE DAME.

Nun trink nur, trink nur, lieber Mann,

Und nimm sogleich die ganze Kann.

HANSWURST.

Ich will mich nicht lang bitte lassen,

Denn ach! mich hungert über die Maassen.


Nimmt die Kanne und schlürft sie aus.


Da liebes Kind, der Zug ist gethan.


Es wird gepocht.


Was ist das? Pocht nicht jemand an?

Nun laßt den Klopfer nur herein:

Vieleicht wird's eine Kunde sein.


Es wird aufgemacht.


Quelle:
Johann Friedrich Schink: Marionettentheater. Heidelberg 1925, S. 124-125.
Lizenz:
Kategorien: