Vierter Auftritt.

[153] Die Vorigen, Apollo erscheint in der Pforte des Tempels.


APOLLO.

Her komm' ich von Olympus wonnelichtem Saal,

Wo mich inmitten ew'gen Musenchorgesangs,

Fernher umsäuselt deine Sehnsucht, lieber Sohn.

Mein bist du, das beteur' ich, nicht beim schwarzen Styx,

Bei meiner Roßhufquelle Silbersprudeln dir.

Drum schau' ins Antlitz kühn mir, wie des Adlers Sohn

Den jungen Fittich gleich der Sonn' entgegenschwingt,

Und dieser Leier unverstimmbar reinen Klang,

Hall' ihn in deines Lebens Harmonien nach.

Empfang' ihn du, Kreusa, wohl bewahrt zurück,

Der schönen Lust Andenken, die mich noch entzückt,

Denn unvergänglich ist der Dank der Himmlischen.

Flicht, lang noch blühend, um dein glorreich Diadem

Lorbeer zusammen mit des Ölbaums eignem Laub.

Du, Xuthus, wirst das holde Lager nicht verschmähn

Ob meiner offenbarten Mitgenossenschaft.

Gottgleiche Schönheit lockte Götter oft ja schon

Zu nahn in Liebe; so entsproß Heroenkraft.

Sei Jons Vater, wie dein Ahn Deukalion

Mit Zeus gemeinsam Vater deines Vaters hieß.

Eh' das Gestirn den Jahresumlauf noch vollbringt,

Trägt einen zweiten Sprößling deiner Gattin Schoß,[153]

Den nenn' Achäus: hochgewaltig wird sein Ruhm

In Pelops Eiland; unsers Erstlings Nam' und Volk

Soll aus Athen aufblühen weit nach Asien.

Nun feiert mit Päanen dieses Tages Rest,

Und kehret friedeselig morgen alle heim.

Gedenkt, mir gastbefreundet, fern an Delphi noch,

Der sonnumstrahlten Erde Mittelsitz und Thron.


Der Vorhang fällt unter Donner und Blitz.
[154]

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Ausgewählte Werke. Berlin 1922, S. 153-155.
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