3.

Jo von Correggio

[329] Verhüllend will sich Nebel um sie legen,

Doch bleibt vom Nacken nieder zu den Sohlen

Der zarte Bau der Glieder unverhohlen,

Und Schön'res noch erräth der Blick verwegen.


Entzücken scheint sich durch sie hin zu regen,

Und, vor Entzücken, tief'res Athemholen.

Und, seh' ich recht? es kommt ein Mund verstohlen

Dem Rosenantlitz aus dem Duft entgegen.


Dein Looß, Ixion, hat sich hier verkehret:

Du wolltest kühn der Göttin Leib umfangen,

Und eine Wolke blieb in deinen Armen.


Doch Jo's Reiz hat andern Trug gelehret,

Daß eine Wolk' in liebendem Verlangen,

Und in der Wolk' ein Gott sie muß umarmen.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke Band 1, Leipzig 1846, S. 329-330.
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