Der fünfte Auftritt.


[353] Agenor, Nicander.


NICANDER. Aber im Ernst, hat sie so viel böses gethan?

AGENOR. Es ist freylich so arg nicht. Aber man muß bey Kleinigkeiten Lärmen machen. So fürchtet sich meine Frau, was großes zu thun. Und kurz – – –[353]

NICANDER. So laß es nun gut seyn. Du hast nun Lärmen genug gemacht.

AGENOR. Soll ich es gut seyn lassen? Sie ist meiner Frau so ergeben.

NICANDER. Gieb ihr ein Paar Ducaten: so wird sie dir ergeben seyn.

AGENOR. Nein! nein! das verdrüßt mich eben, daß die gottlose Bestie nicht eigennützig ist. Sie schafft noch dazu meiner Frau Geld, und ich will nicht, daß meine Frau Geld haben soll.

NICANDER. Kein Geld? Du hast Unrecht. Ein Mann, der einer Frau ihre kleinen Ausgaben entzieht, setzt ihre Tugend auf einen sehr geringen Preiß.

AGENOR. Und ich sollte das Mägdchen nicht aus dem Hause jagen. Nein! eben weil meine Frau sie behalten will: so liegt meiner Ehre daran. Ich? ich? sollte Unrecht haben.

NICANDER. Du kannst ein andermal dafür Recht behalten.

AGENOR. Nein! ich will allemal Recht behalten. Da kömmt sie. Nun sollst du sehen, wie ich meine Rechte zu behaupten weiß.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 353-354.
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