Fünfter Auftritt.


[235] Friedrich. Die Vorigen.


FRIEDRICH. Frau Sylvesterinn, Herr Sylvester läßt fragen, ob mein Herr zum Minister wäre?

SYLVESTERINN. Was lasse ich nun sagen? Lasse ich nun sagen: er ist noch nicht zu ihm; so kriegen er und ich harte Worte. Und lasse ich sagen: er ist fort; so muß ich um des verzweifelten Menschen willen meinem Manne vorlügen.

FIEKCHEN. Ich dächte, Mama, sie ließen sagen, er wäre fort. Denn er ist ja auch gewiß fort. Das ist es eben, was ihnen so viel Sorge macht.

SYLVESTERINN. Ach! schweig still. Friedrich, sagt ihr gar nichts, sondern lauft, was ihr könnt.

FRIEDRICH. Das ist wahr. Der Herr bringt mit seinem Laufen meine Beine immer auch in den Lauf. Wohin soll ich denn laufen?

SYLVESTERINN. Ueberall hin, wo ihr nur denkt, daß er seyn könnte.

FRIEDRICH. So werde ich lange laufen, und der Minister wird lange warten müssen. Denn ich denke, er könnte überall seyn.

SYLVESTERINN. Erst seht, ob er noch hier bey dem nächsten Goldschmiede ist.[235]

FRIEDRICH. Das will ich wünschen, daß er da ist; aber nicht hoffen: denn an einem Orte bleibt er nicht lange.

SYLVESTERINN. Und wo ihr ihn antrefft: so sprecht, er soll den Augenblick zum Minister gehen, ohne erst wieder hieher zu kommen. Ich lasse es ihm befehlen; und eher geht nicht von ihm, bis er fort ist.

FIEKCHEN. Ich denke wohl, der Minister wird ja nicht so gleich Zeit haben, ihn vor sich zu lassen: denn die Herren haben viel zu thun: und unser eins hat wenig zu thun, und doch immer nicht Zeit.

SYLVESTERINN. Eben deswegen wird er ihn gleich vor sich lassen, weil er mehr zu thun hat. Nun, Friedrich, lauft! Du stehst noch immer, Fiekchen? Du hast sollen den Caffee brennen lassen.

FIEKCHEN. Ja, ja, Mamachen.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 235-236.
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