Dritter Auftritt.

[287] Jungwitz. Richard. Charlotte, die sich beständig vorneigt.


RICHARD.

Wer kömmt hier?

JUNGWITZ.

Sie ist schön, Herr Richard, dürft ich küssen.

RICHARD bückt sich tief gegen Charlotten.

Still!

JUNGWITZ.

Ist sies? ... ist sies nicht?

RICHARD.

Ey! wie kann ich das wissen?

JUNGWITZ.

Ja! sie sieht ihnen gleich.[287]

RICHARD.

Sie neigt sich gar zu sehr.

Sie redte mich wol an, wenns meine Tochter wär.

JUNGWITZ.

Sie werden mir verzeihn. Darf ich mich unterstehen,

Zu fragen, können wir Herr Richards Tochter sehen?

RICHARD.

Wird die Frau Praatgern denn bald zu uns kommen?

CHARLOTTE neigt sich.

Ja!

RICHARD.

Wird meine Tochter auch bald bey uns seyn?

CHARLOTTE.

Papa.

RICHARD.

Ich glaube bald sie ists. Bist dus? Charlotte. Rede!

Sie kennet uns noch nicht, Herr Sohn. Drum ist sie blöde.

JUNGWITZ zum Richard beyseite.

Sie sagten ja vorhin, daß sie drey Sprachen spricht.

Die, die wir reden, ist vielleicht die rechte nicht.

RICHARD.

Du kannst doch deutsch, mein Kind. Bin ich dir denn willkommen?

Ich habe hier für dich Gesellschaft mitgenommen,

Mit der du sprechen mußt. Nun! faß ein wenig Muth!

Ich steh dafür, daß er dir nichts zuwider thut.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 287-288.
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