Dem Edlen Ernuhesten Herren Stephan Tenckhen Burgermaister derlöblichenn Statt Wiennin Osterreich / Entbeut ist Wolffganng Schmeltzl / mein schuldig gantz genaigt willig vnd beflissen dienst / in aller gehorsam zuuor.

Genediger Herr / Es haben sich jrer vilen nun etlich jarlang / mit seltzamen lächerlichen reymen / possen /pächschirren / vnnd leichtfertigen spilen / sambt verkerung jrer von Gott gegebner menschlicher gestalt auch grossen vncosten der clayder vnd mumereyen /wie man die nennen möcht der fasching zeit (als man spricht) jr recht domit zuthon beflissen daran warlich Gott nit allein kein gefallen geschehen / sunder seer vnnd fast dardurch erzürnet sit / wie er auch noch vber vns arme sünder/ seinen Götlichen / gerechten vnd billichen zorn / von vnser vnauffhörlichen grossen sünd wegen meret. Solchem aber fürzukumen /hab ich noch järlich / anstat der gleichen leichtfertigen geschwencken/ in disen schweren / vnd sorgklichen Kriegszeiten vnnd leuffen / durch meinen ainfeltigen verstandt ain Comediam aus der heyligenn Byblischen schrifft / dardurch der gemain / ainfältig / vngeleert man / vnd die jugent / zu merer andacht vnnd Götlicher lieb geraitzt / angeregter zeit nach / am gebreuchlichsten ausclaubt / vnd gehalten. Vnd so ich dan[187] noch (wie laider vor augen) den gedachten zorn Gottes vnuersönet empfindt / vnd syhe sonderlich / das sein Götliche allmechtigkait / vns gegen dem erbfeinden Christi sambt jren anhengern/ vnd verleugnden des worts vnd Namen Christi / keinen Syg bißher mitteilt. Dardurch der Teüflisch vnleydlich Tyrann vnd wütrich der Türck behertzt / gesterckt / vnd vber des christlichen bluts / clain vnd arm heüfflein / noch wüetiger wirt welchs alles gewislich nur vnsers gotlosen lebens schuldt ist / Vnd nach dem die grausame sünd der gotslesterung vnd vhiehischen zutrinckens zum teyl (Got in ewigkait gelobt) außgereüt / aber laider die Hurerey in der christenheit am grösten ist / dieweil sy so vnuerschambt vnd offentlich getriben / vnd viler christlicher Ehe zerrüttung daraus khumen / Vber das alles die arm / schwach / vnschuldig / vnd vnuerstendig jugent / von Christo abgefürt / vnd dem Teuffel eingeleibt / als dann vnser gebet / in sölchem laster vnnd greuel / für vnser anligende not / keinen segen /sondern vermaledeyung erlangt / derhalben hab ich solchem laster zuwider / das ander Capitel Johannis /dem gotseligen standt der heyligen konschafft / welchen Got selbs geordent / auf gesetzt vnd geheyliget hat / also das Christus selbs / sambt seiner werden Muter / der raynen vnnd keüschen junckfrawen Maria / auch seinen lieben Jungern / auf der Hochzeit zu Cana in Galilea gewesen / sein Gotheit erzaigt /vnd dem Ehelichen Standt zu trost / sein erstes wunder werckh gethon / für mich genomen / vnd durch schrifften lauter geoffenwart das ain götlich ding sey /so zway im ehelichen standt Christlich vnnd Ehelich bey einander wonen / vnnd Gott sy nit verlassen wöll / wo es aber vnchristlich angefangen vnd bößlich zugeth / nemlich das Got dem man (wie ich nun lange zeit von meiner sünd wegen / wol erfaren) ain gotlos vnzüchtigs / vnd vngehorsams weib vnd dergleichen widerlib dem weib nit ain vernünfftigen man / sonder ain vnuerstendigen[188] groben Tyrannen zuschickht / wie sy sollenn geduldt tragen / Gott vmb besserung bitten / also dem beuelch des Apostels nach / welcher sich nit enthalten müg / jme ain aygen weib / vnangesehen / aller not vnd trübsal / zu der Ehe nemen wöl /vnnd kainer püberey statgegeben werdt / auch die jugent sehe vnd erken / was für ain heylig Sacrament der Ehestandt sey (den Gott nit lassen wöl) Ehelich zusein / zu welchem sy auch lust vnnd lieb gewin / Zu solchem Christlichem Ehelichem Standt / hab ich E. G. vnnd derselben Ehelichen gemahel / der erbarkait /verstandt / christliches wandels / gemüts / vnd lebens nach / von reichen vnnd armen / jungen vnd alten gerümbt / gelobt / vnd gepreist / zu ainem Spiegl vnd ebenpild fürstellen / vnd dise Comediam zuschreyben wöllen / Wellchs christlichs gemüt / vnd erbarkait /dem von den es khumbt / nit verporgen / vnnd also durch götliche fürsehung / aus Rö. Khü. May. & vnsers aller gnedigsten Herrn beuelch vnd Ordnung E. G. allhie zu ainem Burgermaister erwelt / gesetzt /vnd yetzo von neven darzu fürgenomen worden / gewißlich in gebürlicher erwegung E. G. senfftmütigen diemütigen thuns vnnd wandels / auch sambt denen zugeordenten meinen Gnedigen Herrn aines Ersamen hochweisen Rats schleiniger außrichtung menigclichs sachen E. G. Jurisdiction vnderworffen / wölchs warlich in disen geferlichen schweren zeiten / in ainer solchen Christlichen Khünigclichen trefflichen Haubtstat / grosser versamblung vnd wonung / von allerlay vermischten Nationen vnd völckern dermassen ein Burgermaister / Haußvatter vnd Ratherrn zu sein / nit ein geringe gab Gottes vnnd weltliche Eer geacht vnd billich belont sol werden / der allmechtig / Barmhertzig / Ewig / gütig Gott Vater vnnd Herr / wölle vns also E. G. exempl nach / sambt andern christlichen Eheleütten / Gnad vnnd Barmhertzigkait / auch besserung vnsers lebens verleyhen / damit die püberey /[189] vnnd vnzelichen bösen laster gestrafft / vnd gantz außgereüt / der Ehlich standt gebessert das Reich Gottes dardurch gemeert / vnnd der götlich zorn durch vns zum höchsten geursacht / widerumb gemildert vnnd gestilt werdt / E. G. wil ich mich hiemit vnderthenigklich beuolhen haben demütgklich bittendt /sölch mein ainfaltige / aber doch in trewem gemüt beschehne befleissung / in genaden anzunemen vnd zuerkennen. ect.

E. G. Vndertheniger gehorsamer Wolffgang Schmeltzl

Quelle:
Wolfgang Schmeltzl. Der Wiener Hans Sachs. Wien 1915, S. 187-190.
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