Das 14. Capitel.
Wir kein Geld im Beutel hat / der soll sich hüten /daß wenn der Mond neu ist / er ihm nicht in Beutel scheine / sonst wird er / so lange dieser Monat währet / Geld-Mangel leiden.

[188] Da möchte man wohl sagen: Man säet sie nicht, man pflantzet sie nicht, und wachsen doch so wunderlich. Wenn ich ein Liebhaber der ungegründeten Astrologie wäre, so wolte ich mich bey diesem Punct für einen Astrologum ausgeben, und sagen: Wem der neue Mond ins Gesicht scheine, der würde so helle Augen bekommen, daß er alle Geister damit erkennen würde; fiele aber dieser neue Mond-Schein in die Ohren, so würde er alsobald zu einem Esel. Ich will zwar hier nicht eine ausführliche Widerlegung machen wider das Vorgeben des Helmontii, wenn er behaupten will, es habe der Mond sein eigen Licht, ohne das, welches er von der Sonnen hätte,[188] welches er mit denen Thieren, die des Nachts sehen, behaupten will, weil eine Fledermauß, eine Eule und dergleichen auch zu Zeiten des Neumonden in der Nacht sehen könnte. Aber einer, der nur so viel Witz hat, daß er eine Muscate von einem Pferde-Koth zu unterscheiden weiß, der wird dem sonst hochgepriesenen Mann in diesen Punct gar gründlich widersprechen können. Denn ob es gleich wahr wäre, daß der Mond sein eigen Licht hätte, so könten wir dessen des Nachts doch nicht theilhafftig werden, weil die Erd-Kugel zu der Zeit, wenn der Mond neu ist, und so wohl für dem Mond als für der Sonnen stehet / und dessen Schein verhindert; solte aber dieser Neumond-Schein auf den Tag ankommen, so weiß ich auch nicht / woher man dieses Wunder-Licht leiten will? Sintemahl die Fix-Sterne bey hellem Sonnenschein noch eher ein Licht von sich geben, als der Neumond. Ich will zwar nicht sagen, daß wer den Neumond zu Gesichte bekäme, der werde einen Schatz finden, sintemahl der Fleck, welcher bey begebenden Sonnen-Finsternissen in der Sonnen zu sehen ist, eben nichts anders ist als der Mond, der allezeit zu solcher Zeit neu ist; jedoch habe ich auch noch nicht gehöret, daß einer ausser der Zeit einer Sonnen-Finsterniß, auch durch den allerkünstlichen Tubum hätte den Mond erblicket, wenn es neu gewesen. Dahero leicht zu schliessen ist, was es mit dem Schein des Neu-Mondes-Lichtes in einen leeren Beutel für Bewandniß habe. Und würde ich diesen Punct nicht einmahl meiner Striegel[189] gewürdiget haben, (weil ich solches Vorgeben nur vor einen Schertz hätte angesehen) wenn ich nicht gesehen, daß solcher in Ernst, der, dem so betitulten grossen Planeten-Buche mit einverleibten alten Weiber-Philosophie mit bey gefüget, und so wahrscheinlich denen andern erlogenen Glaubens-Gründen gleich vorgestellet werde.


Wer aus der flachen Hand kan Haare rauffen,

Wer ohne Bein und Fuß kan in die Wette lauffen,

Wer ohne Aug im Kopff dennoch kan sehen,

Bey einem solchen wird es auch geschehen,

Daß ihm der Neu-Mond wird in Beutel scheinen;

Ein'm solchen glaube ichs, sonst aber keinen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 188-190.
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