Das 24. Capitel.
Am St. Johannis-Tage sollen sich die Bauern in Zwiebel-Beten herum weltzen / so werden die Zwiebeln groß wachsen.

[209] Dieses Fürgeben ist zwar wahr; jedoch muß es nicht eben am Johannis-Tage geschehen, sondern kurtz zuvor, oder vielmehr nach ietzigen neuen Calender etliche Tage hernach. Und hat es seine natürlichen Ursachen, welche die klugen Gärtner wohl verstehen /und dahero um solche Zeit das Zwiebel-Kraut mit Fleiß auf denen Zwiebel-Beten umtreten. Denn wenn das Kraut zertreten wird, so wird es hernach welck, und das übrige Wachsthum bleibet in der Wurtzel oder Zwiebel, und werden groß. Diese Verwelckung derer Zwiebel-Röhren wird auch verursachet, wenn man sich auf selbigen herum wältzet, und sie damit übern Hauffen und entzwey drucket. Und gilt gleich viel, ob sie umgetreten oder gewältzet werden, und darff auch nicht eben am Johannis-Tage geschehen.


Und rath ich dir, du guter Bauer,

Laß dirs nicht werden allzusauer,

Und wältz dich nicht beschwerlich rum:

Denn wenn du trittst die Stengel um,

Auf daß in Wurtzeln muß der Safft

Verbleiben, samt der Wachsthums-Krafft,

So hast du schon genug gethan.

Es kömmt auch nicht so eben an,

Daß es müst seyn Johannis Fest

Denn wenn du es verstreichen läst,

So nimm es nur hernach noch für.

Du kriegst groß Zwiebeln, glaube mir.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 209-210.
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