Das 94. Capitel.
Wenn eine Mauß einem am Kleide genaget hat / so bedeutets Unglück.

[355] Freylich kan es kein Glück seyn, nenn die Mäuse einem die Kleider zerbeissen, und ie kostbarer das zerbissene Kleid ist, ie höher das Unglück zu æstimiren ist. Daß aber dieses ein zukünfftiges Unglück zuvor bedeuten soll, kan ich keine Ursach erfinden, es sey denn mit gewisser Condition. Zum Exempel, wenn irgend das Kleid, davon eine Mauß genaget hat, an einem sonst verwahrten Orte gelegen ist, da man andere kostbare mobilia mehr verwahret gehalten, und keine Mäuse vermuthet gehabt; nachdem man aber gewahr worden, daß an dem Kleide eine Mauß genaget hat / wird man ohne Zweifel bald weiter nachschauen, ob irgend die Mäuse an andern Dingen mehr möchten Schaden gethan haben. Wenn alsdenn ein Schaden gefunden wird, so hat freylich das am Kleide genagte solch Unglück angezeiget, welches sonst noch eine Weile wäre verborgen blieben. Auf diese und dergleichen Art, sage ich, kan das Mäuse Gebissene an einem Kleide wohl ein Unglück anzeigen, sonst aber auf keine Weise.


Wenn dir die Mäuse habn das Kleid und Rock zerbissen,

So magst du ihnen bald zum Tode Gifft versüssen,

Auf daß sie ferner nicht noch mehr dergleichen Sachen,

Zerbeissen, oder auch wohl ander Unglück machen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 355-356.
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