Das 14. Capitel.
Welche Jungfer die Katzen lieb hat / die bekommt einen frommen Mann.

[288] Den verdient sie auch. Denn unerachtet man vor denen Katzen weder Topff noch Schüssel darff stehen lassen, sondern man muß alles vor ihnen wohl verwahren, so ist es doch offenbahr, daß eine gute Katze der Mäuse wegen sehr nöthig in einem Hause ist. Wenn nun eine Jungfer oder Köchin ihre Küche und Speisen wohl verwahret und in acht nimmt, daß die Katzen keinen Schaden daran thun können, auch noch über dieses der Katzen zu rechter Zeit zu fressen giebet, und solcher Gestalt alles fein ordentlich hält, die ist werth, daß sie einen frommen und vernünfftigen Mann bekomme. Und kan ich leicht urtheilen, daß eine Köchin, die die Katzen lieb hat, gewiß auch derer Katzen Eigenschafft wissen werde, und so sie diese weiß, und doch die Katzen liebet, so ist zu schliessen, daß ihr die Katzen nicht viel Schaden gethan haben mögen,[288] welches doch ohne Zweifel nicht würde nachgeblieben seyn, wenn sie, nach derer unachtsamen Köchinnen Art, alles hätte lassen im Wege stehen. Und also muß von Rechts wegen eine einen frommen Mann kriegen / die die Katzen lieb hat. Ich sage von Rechts weger, denn ich weiß wohl, daß es von Rechts wegen nach ihrem Verdienst, also seyn solte, aber nicht allemahl also erfolget, und kenne ich viel wackere verständige Weiber, welche wohl werth wären, daß sie auch vernünfftige Männer hätten, da sie hingegen rechte unvernünfftige Flegel und unbescheidene Wütteriche zur Ehe haben. Ob sie nun diese mit andern Sünden verdienet haben, oder ob GOtt ihnen solche Bengel und unvernünfftige Röckel aus Gnaden, als ein Creutz, aufgebürdet habe, darum lasse ich mich unbekümmert. Gnug, daß viel hundert wackere und verständige Männer auch mit rechten Ehr-losen Weibern sich plagen müssen, und können offtmahls nicht begreiffen, womit sie es verschuldet haben / daß ohnerachtet sie doch gut Lutherisch sind, GOtt sie dennoch mit einem solchen heissen Fegfeuer straffe. Aber wer kan mercken, wie offt er fehle? man bildet sich freylich ein, als habe man nichts verschuldet, da man doch offt wohl ein ärgers verdienet hat. Drum


Leid alles mit Gedult;

Gedencke an die Jugend,

Und an die alte Schuld;


so wirst du gewiß innen werden, daß GOtt deiner noch ziemlich schonet, und dir nicht lohnet,[289] wie du verdienet hast. Dem Frauenzimmer aber gebe ich diese Versicherung, daß sie so schlechterdings von der Katzen-Liebe, oder um der Katzen-Liebe willen keine frommen Männer bekommen werden / sondern wenn sie GOtt fürchten, fleißig beten, ordentlich haußhalten, und selbst fromm seyn werden, so wird es endlich mit ihnen und ihren Männern heissen: Gleich und gleich gesellet sich gern.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 288-290.
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