Das 17. Capitel.
Wenn eine Jungfer will wissen, was sie vor einen Mann bekomme / die soll am Christ H. Abend einen Pfefferkuchen unbehandelt kauffen / eine Leiter draus schneiden / und dieselbe nebst einem Schwerdt-Pfennig auf die grosse Zähe binden / und sich ohne gebetet niederlegen / so wird er ihr vor dem Bette erscheinen / oder früh / wenn sie in die Metten gehet / begegnen.

[246] Das ist abermahl ein verfluchtes Beginnen / welches verdienet / mit einer scharffen[246] Striegel recht ernstlich gehechelt zu werden / denn von Anfang biß zu Ende ist alles Gottloß; dahero habe ich fast angestanden /es public zu machen / wenn mirs nicht unterschiedliche mahl zu Ohren kommen / daß ich also vernommen / wie daß dieser Satans Dienst nichts geheimes sey; auch mir heute nur ein gewisser Handwercksmann erzehlet / daß sein Weib diese Stunde noch bedaure und GOtt abbitte / daß sie durch Veranlassung loser Leute / in ihrem Jungfer-Stande / dieses gottlose Stücklein practiciret hätte / wobey ihr aber in selbiger Nacht eine unglaubliche Angst zugezogen worden / indem die gantze Nacht ihr Bett mit lauter bösen Geistern / die sie geängstiget hätten / umgeben gewesen; dannenhero sie es nun und nimmermehr niemanden rathen wolle mehr zu thun. So ich auch das gantze Werck von Anfang biß zu Ende betrachte / so möchte mir selbst die Haut schauern; aber einer geilen und Mann-begierigen Huren / die im Glauben an GOtt weder kalt noch warm ist / der macht und mahlet der Satan diese Sache so lieblich und annehmlich ins Gemüthe / daß sie GOttes dabey gantz und gar vergisset / und gar nicht mehr gedencken kan / daß ie eine Sünde oder Unrecht damit begangen werde / sondern sie fähret in der tollen Wuth fort / und[247] thut / was ihren geilen Begierden gelüstet / weil sie gar nicht weiß / daß Lust Sünde sey. Aber du Mann-thörichte Vettel! laß dir eröffnen / was du für schröckliche Sünde thuest / 1.) sündigest du in deinen fürwitzigen Begierden / da du / ehe es Zeit ist / zu wissen verlangest / wer dein künfftiger Ehemann seyn werde / da du doch vielmehr in Christlicher Gelassenheit soltest warten / auf die von GOtt bestimmte Stunde / und biß es GOtt gefällt / dir einen Mann zu zuführen. Allein /du verlangest nichts von GOtt / sondern wilst / daß dir der Teufel soll deinen Mann fürstellen / daß er dir erscheinen müsse; ist das nicht was schröckliches? 2.) ferner mißbrauchst du die Gabe GOttes schändlich /wenn du aus einem Pfeffer-Kuchen nicht allein eine Leiter schneidest / sondern solche gantz unverantwortlich auf deine stinckende Zähe bindest; da doch die liebe Gabe GOttes nicht unter deine stinckende Füsse / sondern in Mund und Magen gehöret. Ist doch solcher gestalt eine dumme Bestie beßer im Verstande conditioniret / als du gottlose Bestie? du machest eine Leiter / worauf du eher in Abgrund der Höllen steigen / als nach dem Maule deines vermeynten Liebsten klettern wirst. Denn die Sprosseln und die gantze Leiter ist so gebrechlich / daß du nimmermehr daran wirst in die Höhe[248] kommen / sondern diese Leiter propheceyet dir schon deinen baldigen Fall und Untergang / so zeiget dir auch der mißbrauchte Pfefferkuchen an / daß du in deiner künfftigen Ehe nicht so viel Brodt wirst haben / als du hast an deine Füsse gebunden / und wirst mit deinen Kindern ein solch Bißgen Brodt für Christlicher Leute Thüren suchen müssen /und doch nicht satt kriegen können. Was sündigest du 3.) mit Zuthuung des Churfürstlichen Schwerdt-Pfennigs? da du erstlich das Creutzeichen / welches die über einander liegende Schwerdter præsentiren / verschmähest / und zum andern wilt du thörichte Hure gleichsam den Teufel mit zwey Schwerdtern zwingen / daß er deinen künfttigen Liebsten für dein Bette bringen soll; aber / o du elende Tasche! mit 10000. Goliaths-Schwerdten wirst du den Satan nicht überwältigen oder zu deinen Willen zwingen / so er nicht selbst Lust hätte / dich in den Wercken der Finsterniß zu unterhalten. 4.) versündigest du dich schröcklich /wenn du vorsetzlich und mit allem Fleiß deinen lieben getreuen GOtt und Schöpffer so schändlich verläßt und verachtest und denselben nicht mehr würdigest /ihn um seinen gnädigen Schutz zu bitten / oder für ben schon viel 1000. mahl geleisteten zu dancken /sondern an statt / da du GOtt bitten soltest /[249] daß er dich in der heiligen Christ-Nacht für des Satans List und Gewalt bewahren wolle / ergiebst du dich dargegen freywillig in des Teufels Gewalt / und wirst des Teufels Leibeigene Magd / 5.) sündigest du grausam /daß du den Teufel wilt in Gestalt deines künfftigen Bräutigams zu dir vor dein Bette bannen / denn so dein künfftiger Mann etliche Meilen von dir wohnet /kanst du dir selbst leicht einbilden / daß er es nicht selbst ist / der dir erscheinet / sondern es ist der leibhafftige Teufel / (mir schauert die gantze Haut / da ich dieses schreibe) mein / sage mir / wie ist dir zu muthe / du elende verdammte Teufels-Braut! dein Bräutigam (der Teufel) erscheinet dir für deinem Bette? aber / o wolte GOtt! daß er nur allein vor deinem Bette / und nicht auch gar in deiner Seele einkehrete? o du tolle Magd! du verzweiffelte und verdammte! kehre bey zeiten um von deinem Teufels Wege! wende dich wieder zu dem Bräutigam / der sein theures Blut an dich gewendet hat / gönne doch deine Liebe dem / der dich so lieb gewonnen / daß er auch sein Leben dahin gegeben / nur daß er deine schuldige Gegenliebe gewinnen / und dich aus deinem ewigen Verderben erretten möchte. Sey deinem theuren Heylande nicht eine solche treulose Hure / und lauffe nicht zu seinen abgesagten Feind /[250] den Teufel über. Kehre wieder / du abtrünnige! so wird dich Christus erleuchten / daß du erkennen lernest den höllischen Feind deiner Seele. Bereue dein erschröckliches Vornehmen / und thue bey Zeiten Busse / ehe du dich in des Teufes Netze so verfitzest / daß du dich nicht mehr heraus zu wickeln weist. Ist dir demnach zu rathen / so folge und glaube / was ich dir gesagt habe / sonst wirst du mit der Zeit deine unbedachtsame Thorheit allzu spat bereuen müssen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. Band 2, Chemnitz 1722 [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 246-251.
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