3. Scene.

[37] Alfonso gefolgt von einigen Begleitern.


ALFONSO.

Welche Stimme?


Alfonso entreißt Adolfo den Dolch und zieht sein Schwert.


Ungeheuer! zieh' und vertheidige Dich!

ADOLFO ziehend.

Heran!

Mein Schwert straf' Deinen Uebermuth.[37]

ALFONSO.

Du selbst sollst Deine Strafe finden!

Sie kämpfen. Adolfo wird besiegt und fällt mit dem Ausruf:


»Weh' mir, verloren!«

Estrella, die in größter Aufregung dem Kampfe gefolgt und die Begleiter Alfonso's brechen nach Beendigung desselben in einen Jubelgesang aus.


ESTRELLA.

Himmel, der mir Rettung sandte,

Dankbar preis' ich Deine Macht.

ALFONSO.

Gott, der mich zur Rettung sandte,

Dankbar preis' ich Deine Macht!

DIE BEGLEITER.

Unser tapf'rer Führer sandte

Hier ihn in des Todes Nacht!


Während des nun Folgenden entfernen die Begleiter Alfonso's den Leichnam Adolfo's, seine Rüststücke, Schild, Helm und Schwert bleiben liegen.


ESTRELLA.

Recitativ.


Ja, ich, ich bin gerettet,

Allein mein Vater, o mein Vater!

ALFONSO.

O nenne mir seinen Namen,

Und künde, was bedrohet ihn?

ESTRELLA.

Er ist der König von Leon![38]

ALFONSO.

Dein Vater König, Du Prinzessin?

O weh mir, Unglückseligem!

Sieh, Herrin, hier im Staube

Verehr' ich Deine Würde!


Kniet vor ihr.


ESTRELLA.

Gedenke dieser Würde nicht,

Sie ist die Quelle meiner Leiden,

Der Leiden meines Vaters.

ALFONSO.

Sprich, wo weilt der königliche Herr?

ESTRELLA.

O wüßt' ich's selbst!

Mich riß der wilde Mann, den Du besieget,

Hinweg von seiner theuren Seite.

Umrungen von Kampf und Tod,

Verlor' ich ihn beim Ueberfalle.

Vielleicht, ach! fiel er schon

Den Streichen der Verräther,

Vielleicht erhielt ihn das Geschick!

ALFONSO nach einigem Nachdenken, mit plötzlichem Entschluß.

Welch' neuer Strahl der Hoffnung,

Ich will es, ja ich will es wagen.

Duett.


Schön und herrlich seh' ich's tagen,

Deiner Liebe werd' ich werth.

ESTRELLA.

Was will seine Miene sagen,

Freudig ist sie und verklärt.[39]

ALFONSO.

Hilf' und Rettung will ich bringen

Deinem Vater in der Schlacht.

ESTRELLA.

Nimmer wird es Dir gelingen,

Dich bedroht des Todes Nacht.

ALFONSO,

Wenn ich auch im Kampfe bliebe,

Gibt es wohl ein schön'res Los,

Als für seine reine Liebe

Sinken in des Grabes Schooß?

ALFONSO.

Aber muthig im Getümmel

Kämpf' ich um des Siegers Kranz.

ESTRELLA.

Ja, ich seh' Dich im Getümmel

Schreiten in der Hoheit Glanz!


Quelle:
Franz Schubert: Alfonso und Estrella. Wien 1881, S. 37-40.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich

Deutsche Lieder aus der Schweiz

Deutsche Lieder aus der Schweiz

»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon