1832

Von einem der stillsten Laubgänge des weimarischen Parkes aus, da wo man die träumerische Ilm zögernd an den beblümten Wiesen vorüberschleichen sieht, wo ihre sonderbar leisen, schweren Wellen einem flüssig gewordenen Plasma oder Jaspis gleichen und durch geheimnißreiche Tiefe unwiderstehlich lockend das Auge nach sich ziehen, blickten eben so träumerisch, wie das Wasser und die es umfriedenden Erlen, zwei schöne noch junge Frauen in das anmuthige Sommergrün und in die Winterstille verklungener Freuden. Mit bebenden Lippen hoben sie den Schleier von all den glücklichen und traurigen Ereignissen der letzten Jahre, die sie getrennt,[321] in verschiedenen Ländern und Umgebungen zugebracht. Die Freundinnen hatten sich hier in der Vaterstadt der Eltern ein Rendezvous gegeben, denn die Jüngere und Zartere von Beiden gedachte eine weite Reise anzutreten. Es waren zwei ungewöhnlich edle, anziehende Erscheinungen, sie schienen Beide kaum das dreißigste Jahr überschritten zu haben; ihr Leben stand im Zenith, wie die Mittagssonne über ihren Häuptern.

Der glühende Zauber dieser Stunde, die der Mitternacht gleich die Gespenster aus ihren Gräbern löst und sie über die schweraufathmende Erde hin wandeln läßt, mochte auch die Frauenzimmer erfaßt haben, denn auch sie riefen die Geister ihrer Vergangenheit wach und ließen sie dem zu Boden gesenkten Blicke vorüberziehen.

Einen Moment lang zwang die drückende Schwüle die Jüngere, den Hut abzunehmen; sie zeigte ein wunderliebliches Gesicht im frischesten,[322] durchsichtigsten Colorit, von hellblonden Locken umwoben, die wie goldene Staubfäden im Luftzuge spielten, einer exotischen Blüte gleichend.

Ich bin davon wie von meinem eigenen Dasein überzeugt, sagte sie.

Und du hast nie wieder von ihm gehört, und nie auch in Italien und Sicilien eine Spur von ihm gefunden!

Nein, weder da, noch in Malta, noch in Griechenland, wo ich nicht minder sorgsam ihn gesucht. Und doch bin ich überzeugt, daß er lebt! Er wollte verschwunden sein und blieb es. Glaube mir, er hat das bessere Theil erwählt. Seine ewig nach Freiheit und Bewegung, ja nach Kampf dürstende Seele konnte den faden Zuckerwasserzustand unserer Alltäglichkeit nicht ertragen. Die Plänkeleien unserer Ehestandstruppen waren glücklicherweise noch bloße Vorpostengefechte geblieben, als die[323] Nachrichten aller der Nationalaufstände uns erreichten. Die Volksunruhen zogen ihn nach Belgien; er gab vor, einen Bekannten in Aachen besuchen zu wollen, und reiste ab. – Mir ahnte ein langer Abschied. Als alle diese friedlichen Volkssiege wie reife Erntegarben sich übereinander legten, duldete es ihn nicht mehr in unserem legitimen Norden; die Julirevolution hat er, bei Gott, so wenig verschmerzt, wie ein junges Mädchen den ersten Ball, den man ihm versagt.

Du bist bitter, Leontine!

Ach! wir haben entsetzlich gelitten, ehe es so weit kam, ehe wir uns gestanden, daß die Trennung unvermeidlich und unser Leben ein lang ausgesponnenes Elend sei. Und doch habe ich ihn unsäglich vermißt, denn wer kann das Ungewöhnliche, das Erregende entbehren, wenn er es erst gekannt! – O, glaube mir, das Menschenherz hat etwas Tigerartiges in seiner[324] Natur, wenn es einmal vom Blut der Leidenschaft getrunken, wird es wild und lechzt darnach, wie jener nach seiner Beute.

Anna seufzte. Auch ihr waren die Tage entblättert, sie standen kahl und frostig vor ihr und der Lebenssturm hatte oft mit ihren Erinnerungen gespielt und sie beängstigend umhergejagt, wie der Herbstwind die abgefallenen Blätter.

Leontine schwieg und sah lange vor sich nieder; als sie die Augen aufschlug, blitzten zwei glühende Thränen darin auf.

Und jetzt? sagte endlich Anna.

Jetzt? – jetzt laß mich dann an das falsche Todeszeugniß glauben, weil er es will. – Als ich noch für ein Mädchen galt unter euch, war ich längst eine Frau; jetzt laß sie eine Witwe mich nennen und mich wie damals heimlich ihm vermählt bleiben. – Ach, das ist das Wenigste, was ich thun kann![325]

Laß mich, fuhr sie noch wehmüthiger fort, nun auch Italien vergessen, das ich um ihn, durch ihn, ach, nie mit ihm gekannt! Laß den Göttertraum der Jugend der Poesie, den Fanatismus, den ich in ihm geträumt und der mir in seinem Vaterlande wahr geworden, nun auch zu Ende sein, und laß mich nicht weiter erzählen!

Ein ganzes Jahr habe ich ihn auf meiner Villa erwartet, immer sein harrend, in Rom, Florenz und Wien gelebt, ja, Anna, gelebt! mit vollem Bewußtsein des Lebens, das ich immer umsonst bei euch gesucht und entbehrt, mich freudig eingetaucht in den Ocean des Schönen, wie sich die Sonne golden in die goldne Tiber taucht! – Ein Jahr hindurch habe ich wie ein Kind geschwelgt im Genuß, laut gelacht, wenn ich froh war, geweint und geschrien, wenn mir wehe geschah. All das künstliche Eis der Sitten, Etiquette und Gewöhnung[326] habe ich schmelzen lassen in mir, an der Glut des Augenblicks, der mich auf seine leichten Flügel nahm und über all eure Quälereien hinwegtrug; – und nun ist's vorbei! – Sie sagen mir Alle, daß ich noch jung, noch schön bin und frei und reich dastehe in der Welt. Nun, es werden ja vielleicht auch andre Sonnenstrahlen mein Herz erwärmen! Glücklich, wie ich's gewesen, möchte ich gar nicht wieder sein. Kehrte das wieder einen Augenblick, nur einen, so müßte es ewig dauern, oder er würde zur Hölle! Sie schwieg.

Nach einer langen Pause fuhr sie fort: Wer nur innerlich noch recht viel erwarten könnte!

Sie lehnte den Kopf zurück und summte mit halber Stimme ein venetianisches Gondelierlied vor sich hin. Allmälig gerieth sie in das so oft von Jean Carlo gesungene Nenna sta grazia a toja. Sieh, sagte sie lächelnd,[327] wie die Melodie sich mir wieder einschleicht! – Ach, Alles in der Welt ist treuer, als das menschliche Herz!

Anna faßte ihre beiden Hände und drückte sie an ihre Brust. Leontine, verliere dich nicht! sagte sie weich; deine eigene bewegte Brust läßt dich das ohnehin stets Wandelnde, Wechselnde bodenlos glauben – das Leben hat auch bleibende Tiefen, die den ewigen Himmel zurückstrahlen.

Laß das, erwiderte Leontine, ich klage ja nicht! Daß mir gerade nur das Flüchtige schön erschien, daß ich von ihm eine ewige neue Rückkehr hoffte und deshalb die Fesseln, mit denen ihr Alle es verletzt und verkrüppelt euch bewahrt, nicht ertragen konnte, liegt in meiner Natur. Ich habe ihn – Jean Carlo meine ich – nicht geliebt in euerm Sinne; aber daß ich ihn wie die Anderen verlor, ist grauenhaft, entsetzlich![328]

Was mag seitdem Alles durch ihre Seele gezogen sein, dachte Anna.

Und doch, erwiderte Leontine, als habe sie ihr den Gedanken von der Stirn gelesen, und doch habe ich Otto nie vergessen!

Da sind sie! rief eine kräftige jugendliche Stimme. Es glänzte etwas wie eine Uniform im Gebüsch, und zwei sehr schöne junge Männer flogen auf die Frauen zu. Wie haben wir euch gesucht!

Egon! Joseph! rief die glückliche Mutter, mit innerem, stolzem Jubel die Beiden betrachtend. Siehst du, Leontine, sind das noch Knaben?

Egon küßte der Tante die Hände und sah sie mit so durchdringendem, glühendem Blick an, daß sie lachend den ihren niederschlug. Aber Anna hatte Recht, Egon war beinahe ein Mann zu nennen, obschon er noch an der Grenze seiner achtzehn Jahre stand. Das kastanienbraune[329] Haar, das in leichter Krauße unter dem Studentenmützchen hervorquoll, das etwas hellere Schnurrbärtchen, der schwarze Sammtrock bezeichneten den deutschen Jüngling; die ungewöhnlich frühe Ausbildung seiner Züge und seiner ganzen Gestalt hätten ihn jedoch leicht für einen Engländer oder Iren gelten lassen.

Joseph war Cadet; er hatte alle Schalkheit, allen Muthwillen seiner Tante Leontine geerbt, er sah aus wie der Page im Figaro, nachdem er eben Offizier geworden, und suchte, wie dieser, dem ganzen weiblichen Geschlechte, seine Mutter und Tante mit einbegriffen, den Hof zu machen.

In der einen Stunde seiner Anwesenheit in Weimar hatte er nicht nur alle Stellen aufgefunden, an denen Anna's Erinnerungen hafteten, er hatte bereits auch alle Staats-, Gesellschafts- und insbesondere alle Militärinteressen erkundet und mit in die seinen aufgenommen.[330] Von Euerm alten Waldau'schen Hause ist keine Spur mehr, versicherte er die Frauen. Tante Leontinens Gärtchen ist auch verschwunden; Weimar ist eine schöne freundliche Mittelstadt Deutschlands geworden und sieht nicht mehr aus wie eine geniale, nicht gut aufgeräumte Gelehrtenwirthschaft.

Während Anna Egon über die ihr fast schmerzlichen kleinen Veränderungen befragte, flüsterte Joseph der schönen Tante eine Menge Geheimnisse zu. Leontine war ganz heiter geworden und sah nun zehn Jahre jünger aus, als vorhin.

Und seid ihr allein gekommen? fragte sie endlich.

Bewahre! Wir haben deinen Lord Frederic, den du eine Lady nennst, höchst eigenhändig aus dem Wagen gehoben, nachdem wir sie und ihren Neger von Dresden her escortirt. Ihre Lordschaft haben aber drei Nachtfahrten gemacht[331] und studiren pour se délasser eben die türkische Grammatik und den Koran; sie wollten uns also nicht herbegleiten und rechnen auf deine und der Mutter baldige Rückkehr.

Und du kannst mich hinführen, sagte Leontine.

Stolz bot ihr der Cadet den Arm und grüßte mit der Linken im Abgehen die Zurückbleibenden.

Das Paar sah allerliebst aus; obschon sie dem Alter nach seine Mutter sein konnte, erschien Leontine neben ihm wie eine ältere Schwester.

Egon sah ihr mit leuchtenden Blicken nach. Ist sie nicht immer noch wunderbar schön? fragte er. Er seufzte leise; Anna aber lächelte freundlich. Man nennt in Frankreich das erste graue Haar einer jungen Frau le cheveu historique; obgleich fast unhörbar leise, schien der Mutter dieser erste Seufzer des Sohnes eine ganze idyllische Geschichte voll lauter Frühlingsempfindungen[332] zu enthalten – le soupir historique, dachte sie. Und als müsse das höchste Erdenglück vom Himmel herab auf den ersten Wunsch dem Sohne zu Füßen fallen, sah sie dankbar auf in die wolkenlose Bläue.

Wie weh den Frauen selbst das Leben gethan haben mag, wenn sie für ihre Kinder hoffen, liegt immer etwas Primitives in ihrem Gefühl; die Narben der Erfahrung sind plötzlich alle in ihnen ausgelöscht und sie glauben der Zukunft unbedingt, als wären auch sie – sechszehn Jahr.

Mutter, sagte Egon, indem er neben ihr sich auf die Bank setzte, ich möchte mit dir reden; aber nicht wie ein Knabe, nicht wie ein Jüngling, wie ein werdender Mann zu einer Frau, die schon Alles geworden, nur das Eine nicht, was sie vor Allem hätte werden sollen – glücklich![333]

Anna erschrak; sie erwartete irgend ein Geständniß.

Seit vier Jahren, fuhr er fort, hast du, theure Mutter, nur für uns, ausschließend für Joseph und mich, gelebt, Alles danken wir dir!

Du vergißt Geiersperg, sagte Anna weich.

O nein! der Onkel hat gethan, was er vermochte, um uns die Leitung des Vaters zu ersetzen; aber glaubst du wol, sie würde ihm bei ein paar Trotzköpfen, wie die unsern, gelungen sein, wenn er die Zügel nicht gar oft in deine liebe Hand gegeben hätte?

Wo willst du eigentlich hinaus? fragte Anna heiter; immer noch erwartete sie irgend ein Bekenntniß.

Ich wollte dir sagen, liebe Mama, daß wir flügge gewordene, aus dem Nest gefallene Vögel sind, die nächstens ihren Flug in's Weite versuchen werden. Ich bin achtzehn Jahr und Student, Joseph in seinem bunten Rocke siebzehn[334] – er erröthete wie ein junges Mädchen. – Mutter! Freundin! nun laß deine wilden Buben ziehen, es ist unmöglich, sie länger festzuhalten. – Uebergib sie nur ganz sorglos dem blauen Himmelsocean, sie sind der Heimat gewohnt und werden sich nicht verfliegen.

Ach, sagte Anna, war es das? O Kinder! ich weiß es längst, daß ich euch nun dem Leben, der Welt und ihrem Wirbel überlassen muß, und werde es. Ihr werdet nicht einmal die bangen Schläge meines Herzens hören. Nein, nein, mein Egon! nie soll die Mutterliebe euch eine Fessel werden!

Er küßte ihr die Hand. Es entstand eine kleine Pause. Anna war in's Sinnen gerathen und in stilles Hinbrüten versunken.

Am meisten nach dir danken wir dem Präsidenten Gotthard, fuhr Egon fort. Hast du lange nichts von ihm gehört?

Seit fast zwei Jahren nicht, antwortete sie[335] gepreßt; seine Geschäfte machen ihm das Briefschreiben schwer. Du weißt, daß er jetzt die Interessen der ganzen Provinz zu vertreten hat –

Freilich, erwiderte Egon fast obenhin. Er sah den Geisterzug nicht, den er in der Mutter nachzitternder Seele erweckt. Aber möchtest du ihn nicht einmal wiedersehen?

Plötzlich überflutete eine himmlische Jugend die schöne Frau. Trotz ihrer vierundreißig Jahre ward sie schöner, als je; es lag eine so edle Verklärung der Seele in ihrer ganzen Erscheinung. Ich würde mich unendlich freuen, ihn zu sehen, sagte sie; aber schwerlich werden uns die auseinanderliegenden Wege sobald zusammenführen.

Und wenn er nun einmal ganz unerwartet käme, Mutter?

Anna vermochte nicht zu antworten.

Mußt du uns doch nun unsern eigenen Zug nehmen lassen, du Arme! Kannst uns nicht[336] anders, als mit dem Herzen begleiten, dessen Flügel uns so oft Muth und Kraft zugefächelt haben – er legte ihre Hand auf seine Augen und den Kopf auf die Lehne der Gartenbank.

Aha! sagte der rückkehrende Joseph, hast du Cato den Text gelesen, Mutter? Will er wieder einmal die Welt verbessern und allweise sein, trotz unserm Herrgott? Tröste dich, liebste Mama! hast du doch noch mich hoffnungsvolles Schlingelpflänzchen, um dich und ihn vor seiner Moral zu retten und vor seinem vielen besten Rath! Ich habe nur den einen, und er ist zu gleicher Zeit mein höchster Wunsch: sei recht glücklich, Mutter! so glücklich, als noch gar kein Mensch auf Erden geworden; denn auf Ehre! sagen wir Offiziere: noch Niemand hat es mehr verdient!

Im Gehen hatte Egon ihren Arm in den seinen gelegt; die jungen Leute führten sie unmerklich aus dem Park über den daran stoßenden[337] Platz, dem Hotel zu, das Alle auf ein paar Tage bewohnten. Als sie an die Thüre ihres gemeinschaftlichen Salons traten, fanden sie Duguet und August vor derselben.

Ist dein Herr zu Hause? fragte Anna den letztern.

Seit dem Tode des Herzogs von Reichstadt hatte sich St. Luce wieder eingefunden. Er war entschlossen, sie nie wieder zu verlassen, immer in ihrer Nähe seinen Wohnsitz aufzuschlagen.

Es fiel Annen auf, daß der alte Diener nicht sogleich antwortete; als sie ihn und Duguet genauer ansah, bemerkte sie in beider Zügen den Ausdruck einer tiefen, gewaltsam zurückgehaltenen Rührung. Arme Freunde! sagte sie, ach! ihr seid nicht die Einzigen, die hier Sophiens schmerzlich gedacht! – Sie reichte ihnen die Hand, die jene ehrfurchtsvoll an ihre Lippen drückten. Keiner erwiderte ein Wort.[338]

An der Thüre ließ Egon, der sie geführt, ihren Arm los. Ich will die Tante Leontine holen! Plötzlich aber kehrte er um und fiel der Mutter um den Hals: Mutter! Mutter! Dein Glück ist der innigste Wunsch deiner Kinder! Er war verschwunden. Auch Joseph hatte unter heftigen Küssen sie losgelassen; sie stand verwundert und allein auf der Schwelle des Saales.

Am Fenster, den Rücken ihr zugewandt, gewahrte sie einen stattlichen Fremden. Bei dem Geräusch ihres Eintritts kehrte er sich um; es war – Gotthard.

Tief bewegt ihr die Hand entgegenhaltend, schritt er auf sie zu. Verzeihung, theuerste Anna! rief er mit dem vollen Klange, den nur die Freude dieser weichen, sonoren Stimme, die sonst gedämpft ertönte, zu verleihen pflegte. Ach! mit dem ersten Laut rief er das ganze vergangene Leben ihr wach, es umgab sie wie eine überreiche Gegenwart. Anna! wir Alle[339] sind im Complott gegen Sie gewesen! Geiersperg, St. Luce und Ihre Söhne, Alle haben sich auf meine Seite geschlagen: denn ich konnte ohne Sie, theuerste Freundin, das Dasein nicht länger ertragen, ich mußte Sie wiedersehen! Ich mußte!

Trunken von Glück, keines Ausdrucks mächtig, ließ sie sich von ihm zum Sopha geleiten. Erst jetzt sah sie ihn wirklich, bis dahin hatte eine Art Nebel auf ihrem Auge, ein Schwindel von Seligkeit sie verhindert, ihn deutlich zu sehen. Aber als er nun fortsprach, gewann sie Zeit und blickte auf. Gotthard war in den vier, fünf Jahren bedeutend gealtert, die ungeheure Geistesarbeit, die rastlose Thätigkeit seines Berufs hatten Spuren hinterlassen, aber sie hatten sein Äußeres gereift, ohne es irgend zu schwächen; er war noch immer schön.

Es lag ein solcher Ausdruck von Güte in seinen harmonischen Zügen, eine solche Zusicherung[340] des Schutzes, der Hülfe, des Trostes in dem tiefen Ernste desselben, in seinem ganzen Auftreten; auch ohne ihn zu lieben, würde man ihm eine Welt aufgebürdet und anvertraut haben, so ruhig, sein selbst bewußt, so in sich selbst concentrirt stand er da: ein Bild der höchsten Milde, wie der ausgearbeitetsten Kraft.

Demonstrationen des Gefühls, fortgesetzter Briefwechsel, ja sogar jeder regelmäßige gesellschaftliche Verkehr waren dem mit den bedeutendsten Arbeiten Ueberhäuften, auf eine der höchsten Stellen des Staates Berufenen längst unmöglich geworden; dennoch war Annens Bild nie aus seiner Seele, nie aus seiner Sehnsucht gewichen.

Nach dem unseligen Duell hatte er, während Anna in Brandenburg blieb, eine Zeit lang in Berlin gelebt, um die Fäden einer neuen, immer ausgedehnteren Thätigkeit anzuknüpfen. Während dieser Vorbereitung seiner[341] veränderten Laufbahn hatte Geiersperg ihn kennen und schätzen gelernt. Beide Männer stimmten in der Ansicht überein, daß nur eine längere Trennung von Annen in den Seelen der heranwachsenden Knaben, in der Ansicht und im Urtheil der Gesellschaft die theure Frau flecken- und makellos im Besitz der ihr nöthigen Anerkennung erhalten könne.

Das schwere Opfer ward gebracht; schweigend, wie fast immer die schweren Opfer. Gotthard suchte beim Ministerium um einen Zweig der Verwaltung in Schlesien nach; sein Wunsch ward ihm gewährt.

Sonderbar genug, aber ein Beweis, daß ein wahrhaft eminenter Kopf in unsern Tagen die äußeren Verhältnisse beherrscht, hatte der wiederholte Umschwung, den Gotthards Liebe seiner amtlichen Thätigkeit gab, weder hemmend, noch störend auf seine Laufbahn eingewirkt, unaufhaltsam hob sie sich; sein Weg[342] ging ununterbrochen aufwärts, sogar wo sich dessen Richtung änderte.

Die Verschmelzung großer That- und Geisteskraft ist selten, und dennoch bedarf unsere industrielle Zeit derselben so sehr. Gotthards Uneigennützigkeit, sein bürgerlicher Fleiß und seine aristokratische Nichtachtung des Einzelnen, wo es die Masse galt, gaben ihm einen immer ausgedehnteren Wirkungskreis, ja eine in manchem Bezug fast herrschende Gewalt über seine Mitbürger und Untergebenen.

Als ihn der Zufall wieder einmal mit Geiersperg zusammenführte, fragte er so angelegentlich nach Annen, daß der alte unermüdliche Handlanger der Zeitereignisse, Geiersperg, mit einem Male innerlich beschloß, nun seine Neffen erwachsen und die Gerüchte über des Vaters Stellung zu Gotthard denselben zur Prüfung vorgelegt werden konnten, die jungen Leute selbst auf den Gedanken an eine zweite[343] Verbindung ihrer Mutter mit dem nunmehrigen Präsidenten zu bringen.

Seine Absicht ward vollkommen erreicht. Die Zusammenkunft Leontinens mit Annen und der Lady Frederic, die erstere nach Konstantinopel zu begleiten beabsichtigte, ward zum Moment des Wiedersehens erwählt. Geiersperg war überselig, ein kunstvolles Manoeuvre ausgeführt, durch die Gründe seiner Beredtsamkeit alte Vorurtheile besiegt zu haben, wie Leontine lachend ihm vorwarf.

Alle trafen ungefähr zur nämlichen Zeit in Weimar zusammen.

So ward es möglich, Annen ein Wiedersehen zu bereiten, das die vom Glück so lange Entwöhnte vielleicht in banger Scheu von sich gewiesen haben würde, hätte sie es vorausgeahnt, das aber nun in seiner überraschenden Erscheinung einem elektrischen Funken gleich in ihre müde Seele traf und plötzlich alle schlummernden[344] Kräfte derselben weckte, ohne sie zu überreizen. War es doch fast das erste Mal in den langen, stets in Bezug auf einander hingelebten Jahren ihrer Bekanntschaft, daß die Liebenden und Freunde – sie waren einander Beides und wußten es von einander – ruhig, nur von der Freude des Augenblicks bewegt, sich aussprachen.

In jedem Worte feierte ein zerdrücktes, verborgenes Gefühl oder eine lange verschwiegen und heimlich getheilte Ansicht eine Auferstehung. Beider überreiche Natur strahlte so edle Gaben der innern Schönheit aus, daß sie in gegenseitiger Freude, Eines an dem Anderen durch die Gegenwart erfüllt und befriedigt, weder die Schatten der abgeblühten Vergangenheit hervorriefen, noch an der verschleierten Gestalt der Zukunft rührten. Diese aus tiefen vollen Quellen zusammenfließenden Seelen brachten ja unwillkürlich in jedem Worte, in jedem Blicke[345] einander ihr Allerbestes zu und eben darum blieb der schönen Stunde ihrer Vereinigung jede Schranke bestimmter Wünsche oder Entschlüsse ganz fern, denn sie gedachten nicht einmal der Zeit.


Lady Frederic hatte sich vorgenommen, nach dem Orient zu reisen, Griechenland und Konstantinopel zu sehen. Die Russen hatten Frieden geschlossen mit der Pforte; Griechenland erwartete von der hand der verbündeten Mächte seinen König. Die alte Freiheitsfreundin sehnte sich nach all den geheiligten Stätten, denen neue bessere Zeiten entblühen sollten; aber auch den Herd der Knechtschaft, wie sie die Türkei nannte, wollte sie in Augenschein nehmen; nur so, demonstrirte sie, sei es möglich, sich ein deutliches Bild der Gegenwart zu verschaffen.

Eigentlich war es der lebhaften Frau zu[346] stille in Deutschland geblieben, die constitutionellen Reformen spannen sich sachte ab, und dann mußte sie sich doch überzeugen, ob dear King Leopold Recht oder Unrecht gehabt, die angebotene Krone auszuschlagen.

Leontinens Rückkehr nach Italien kam ihr höchst erwünscht. Sie ruhte nicht eher, als bis ihr gelungen, die gewohnheit- und alltäglichkeitscheue Freundin zu überreden, sie nach dem Orient zu begleiten. Leontine wollte einen Harem und eine Moschee sehen und willigte also trotz Geierspergs unabweislichen Gründen ein.

Seit Italien schien eine innere Unruhe, ein Gedränge vielfach verschlungener und dort empfangener Eindrücke ihre Launen noch wechselnder, ihre Gefühle noch unruhiger zu machen. Nur ein einziger Goldfaden zog sich durch das seltsame bunte Gewebe ihrer Gedanken, Phantasien und Empfindungen hin: der Wunsch,[347] Jean Carlo aufzufinden und ihm die ungeheuern Geldmittel zur Erleichterung seines Zweckes zufließen zu lassen, die er scheidend ihr zugeworfen. Sie wußte nicht recht, was mit dem Gelde anzufangen; eine Art Toilettenluxus abgerechnet, an den sie von kleinauf gewöhnt war, hatte sie wenig Bedürfnisse, wenig Wünsche; es fehlte ihr gänzlich an eigentlicher Liebe zum Besitz, weil sie ihr ganzes Dasein aus dem eigenen Innern herausspann.

Jean Carlo in Griechenland zu finden, schien Leontinen nicht unwahrscheinlich; dort konnte es ihr gelingen, noch einmal seinem so vielfach geknickten Leben erneute Hoffnungen und Thätigkeit zu geben, indem sie die ihm geraubten Hülfsmittel zurückbrachte, die er für seine Landsleute bedurfte und deren Entbehren großentheils das Geschick der Griechen entschieden hatte.

O dear, o dear! unser lieber Herr Gotthard! [348] How are you? rief die gute alte Lady, als sie unvermuthet, das allgemeine Wiedersehen und Begrüßen unterbrechend, in den Salon trat. Ei, sagen Sie mir, bitte, haben Sie wol wieder etwas Genaueres über die neu zu errichtenden Logen der Carbonaria erfahren, und glauben Sie, daß diese mit den griechischen Angelegenheiten verwickelt sind? Haben Sie wol gehört, daß unser theurer Graf auch früher einmal sehr gravirt in dieser Geschichte gewesen, vor seiner Heirat nämlich – Sie wissen doch, daß der Tod ihn uns entrissen? Alles dies fragte sie hörbar leise, Leontine sollte es nicht bemerken. Aber sie fragte glücklich alle Anwesenden aus der insgeheim gefürchteten Rührung heraus, die sie zu überkommen drohte, und brachte mit ihrem durchaus nicht Gemerkt- und Begriffenhaben der Seelenzustände aller Anwesenden eine so glückliche Unterbrechung hervor, daß ihr Jeder innerlich Dank dafür wußte.[349]

Joseph machte ihr entschieden den Hof, ließ sich Arabisch, Indisch und Türkisch von ihr vorlesen und ging sehr ergötzlich auf alle ihre Pläne ein.

Leontine war der geistigen Kreuz- und Quersprünge ihrer alten Freundin zu sehr gewohnt, um auch nur einen Augenblick sich verletzt zu fühlen; sie war sogar gefällig genug, nicht zu hören, was jene zu flüstern wähnte.

St Luce war am übelsten daran, er vermochte sich nicht eher vor ihrem gutgemeinten aber übel angebrachten Eindringen in seine Gefühle und Ansichten zu retten, als bis Anna sie auf die frisch blutende Wunde aufmerksam machte, die dem Freunde der Verlust des angebeteten Kaiserkindes geschlagen.

Als aber am folgenden Tage die gute alte Lady eine ganze Weile dem Zusammensein der Freunde und der Waldau'schen Familie zugesehen, ward sie sehr nachdenkend. In einem unbemerkt[350] geglaubten Augenblick ergriff sie plötzlich St. Luce's Arm: General, lieber General, ich muß Ihnen etwas sagen! Meinen Sie nicht, dear Sir, daß unser guter Herr Gotthard eine gewisse Vorliebe für die Gräfin hat? Und nun entwickelte sie ihre Ansicht, daß bei seiner hohen amtlichen Stellung die Partie gar so übel nicht sei, daß die Gräfin nicht von Adel, wie man ihr versichert, und die ganze Verbindung durchaus keine unpassende zu nennen sei.

Trotz seines Kummers gerieth der Invalide in ein so jugendlich herzliches Lachen, daß selbst seine große Höflichkeit es nicht zurückzuhalten vermochte und mehre Mitglieder des kleinen Kreises, dadurch herbeigezogen, mit Bitten und Fragen auf die Lady eindrangen, die in der felsenfesten Ueberzeugung, St. Luce von seinem Vorurtheil so am besten zurückzubringen, eine lange Rede hielt, in welcher sie ihre Wünsche[351] für die Liebenden aussprach. Liebe kenne kein Gebot, versicherte sie, und Anna sei so schön, daß man ihr kaum so viele Zwanzig geben wurde, als sie deren Dreißig zähle. Herr Gotthard aber, setzte sie mit drolliger Verlegenheit hinzu, steht doch wol kaum ihr darin nach, und in Old England würde Niemand thöricht genug sein, ein so von Himmelshand geschürztes Band nichtiger Einwendungen wegen zu zerreißen.

Sie hatte das Eis gebrochen. Obschon Alle lachten, war ihr abermals Jeder dankbar, denn die Angelegenheit kam nun zur Sprache. Gotthard warb um der Geliebten Hand.

Egon beschwor die theure Mutter, ihr schönes einfaches Leben nicht durch eine Uebertreibung zu verderben. Ein unnützes Opfer ist eine Sünde! sagte er ernst.

Anna war unaussprechlich bewegt. Schon daß gerade der Sohn ihres Herzens fast den[352] Bewerber für den so lange und heiß Geliebten machte, hatte etwas tief Erschütterndes. Gotthards Freude aber erhob den Augenblick zu einer höchsten Lebensweihe. Einen großartigen edeln Menschen das Leid des Daseins tragen sehen, wirkt sogar auf selbstische und gemeine Naturen; der Schmerz verleiht dem so Hochstehenden einen Glorienschein und macht den Dornenkranz zur Krone; aber einen ungewöhnlich Begabten, dessen Leben ein Segen für die Andern, für ihn selbst unbefriedigt und schmerzlich dahinfloß, plötzlich im Sonnenglanz des höchsten möglichen Erdenglückes zu erblicken, wirkt noch allgewaltiger. Es öffnet uns einen Blick in den Himmel und gewährt uns ein tiefes, jauchzendes Vertrauen auf das Geschick; all der Unmuth, der bange Zweifel, die Irreligiosität, die uns oft betrübendes Erfahren aufdrängen, fallen ab wie eine Wolkenhülle[353] und der Glaube tritt uns wieder nahe und strömt seine Seligkeit in unser wundes Herz.


Wer diese Menschen so zusammen sah in ihrer heiteren Liebe, wem Annens strahlendes Gesicht, Gotthards so geistig-schönes Dankgefühl, der Kinder und Freunde Jubel damals die Empfindung des dankbaren Glaubens an mögliches Menschenglück in die Brust gesenkt, wie ein schützendes Amulet gegen das Mistrauen des Ueberdrusses, der wird ein solches Begegnen nicht vergessen haben. Möge sein Erinnern desselben das Samenkorn eines inneren heiligenden Segens für den werden, der am Leben verzweifelt.

Auch jetzt in unsern Tagen noch möchte ich dem schauensmüden blasirten Reisenden, der so viel Städte, Bücher, Bilder, Kunstwerke aller Art mit mattem Blick besieht, den eine innere[354] Rastlosigkeit von Land zu Lande, von Meer zu Meere treibt, wünschen, daß ihn sein Weg an Gotthards Landhause vorüberführe.

Wenn der Präsident nach langen beschwerlichen Berufsgeschäften, die auch ihn oft zu weiten Reisen veranlassen, heimkehrt zu seinem stillen, friedlichen Asyl, umfängt ihn eine selbst erbaute Welt des Schönen. Was Wissenschaft, Kunst und Reichthum dem Dasein als Schmuck gewähren, liegt dort in reichen Garben aufgehäuft. Anna hat einen Zauberkreis der Häuslichkeit darum hergezogen. Noch immer stehen sie und Gotthard, unverändert im Innern, von der Zeit unendlich mild behandelt, schön und edel, in vollster Kraft, nebeneinander, noch immer ist ihre Neigung dieselbe, noch immer eint sie das seltenste, innigste Verstehen.

Egon zählt bereits unter unsern bedeutendsten Staatsmännern. Da Gotthard keine Kinder[355] hat, übertrug sein Herz auch in diesem Bezug die Neigung auf keinen neuen Gegenstand.

Die Zeiten haben sich verändert; ihren Anforderungen zu genügen, ist alljährig schwerer geworden. Gotthard sieht seinen Nachfolger in Egon, dessen die seine einst überragende Wirksamkeit er sorglich und besonnen dem Lieblinge vorbereitet.

Joseph ist der schönste und beliebteste Offizier seiner Garnison und ist dabei der unempfänglichste für Frauenliebe. Obschon er jeder Dame den Hof macht, erzählt er ihr zugleich, daß nur die ganz besondere glückliche Mischung von Fehlern und Vorzügen seiner Tante Leontine ihn dauernd zu fesseln vermöchte, und daß er trostlos ist, hier bei den nordischen Barbaren weilen zu müssen, während die Unbarmherzige unter griechischer Sonne altert, ohne auf ihn zu warten.

Und Leontine? Sie ist immer noch ein anmuthiges,[356] vielleicht für sich und uns unlösbares Räthsel. Seit einer Reihe von Jahren hat sie Deutschland nicht wieder betreten. Ob sie in Griechenland den verlorenen Gatten wiedergefunden, ob sie ihm noch heimlich verbunden ist, ob andre Neigungen und Verhältnisse ihre Seele erfüllen, Niemand weiß es, selbst Anna nicht. Sie schreibt unendlich geistvolle, inhaltreiche Briefe, deren Flammenzüge Leuchtkugeln gleich aufblitzen in dem kleinen Kreise ihrer Freunde, und den Zustand des Bodens, auf dem sie anzuwurzeln scheint, in seiner Eigenthümlichkeit und in seinen wechselnden Gestaltungen richtiger schildern, als alle unsere Tageblätter und Reisenden.

Gar andere, tiefernste Briefe, meist in Bücherform und gedruckt, sendet uns Otto. Ihn umgibt ein Kreis geliebter Kinder und treuer Freunde. Die unendliche Thätigkeit seiner Seele erhält ihn frisch; die seit den letzten Jahren mit[357] Riesenschritten fortschreitende Wissenschaft trägt ihn über alle kleinen Lebenssorgen hinweg. Vrenely ist der Trost seiner Tage geblieben; in ihrem Hause herrscht noch immer die anmuthige saubere Bürgerlichkeit, in der wir sie zuerst gefunden; in ihrem Herzen blüht die Poesie und treibt mit jedem Jahre neue Frühlingsknospen. Otto kennt nur das Universum und sein Haus; die Gesellschaftswelt und die Politik der Zeit kümmern ihn jetzt fast eben so wenig, wie sie in den Tiefen der Erde es thaten, als er mit dem Grubenlicht und dem Schlägel in der Hand von den Schätzen der Wissenschaft träumte, die jetzt sein Forschergeist erreicht. Annen hat er nicht wiedergesehen und alle Einladungen Gotthards mild, aber bestimmt abgelehnt.[358]

Quelle:
Adele Schopenhauer: Anna. Theil 1–2, Band 2, Leipzig 1845, S. 319-359.
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