1.

[196] Es ist dieses keine unanmuhtige Reimart / so man nennet Wiederkehr / in welcher die Verse durch und durch von einerlei Reimwörteren sein / also daß das gantze Gedichte sich muß reimen / oder nur eine Reimung ist. Es folgen aber die Reimwörter / so viel man derer haben und gebrauchen will / auf einander; Von dem letzten Reimworte aber kehret das Gedichte widder zurükke / wiederholet ordentlich und Staffel- und Zeilweis die ersten Reimwörter / also daß eben so viel Reimzeilen in dem Rüklauffe oder Wiederkehre des Gedichtes / und zwar nach ördentlicher Anzahl seyn můssen / als gewesen in dem ersten Ablauffe der Reimwörter. Die Wiederkehrung hebet sich derhalben allezeit zumitten des Gedichtes an / und hat gleiche anzahl Verse / so wol obenwerts als untenwerts zu rechnen. Die Wiederkehre auch künnen lang oder kurtz gemachet / und eine beliebige anzahl der Reimwörter darzu erwehlet werden: Doch müssen der reimenden Wörter zum wenigsten drey / und also von sechs Versen das Wiederkehr werden. Die Reimarten künnen hierzu nach beliebter Freiheit des Poeten gebrauchet werden.[196]

Quelle:
Justus Georg Schottel: Teutsche Vers- oder Reimkunst. Lüneburg 1656, S. 196-197.
Lizenz:
Kategorien: