Achtzehnter Auftritt.

[94] Vorige, Sivers.


WAGNER. Auch das Vertrauen meines Kindes hast du mir geraubt! – Da, diesem fremden, gleichgültigen Manne schüttete sie ihr Herz aus.

SIVERS. Nennen Sie mich darum fremd und gleichgültig, weil ich nicht zu Ihrer Familie gehöre? Wann sprach theilnehmende Freundschaft aufrichtiger, als heute durch meinen Mund?

WAGNER. Erinnern Sie mich nicht! Sie haben feurige Kohlen auf mein Haupt gesammelt.

SIVERS. Noch ist es Zeit, dem Uebel vorzubeugen, das Sie bedrohte. Bestreben Sie sich Beide, die heiligen Pflichten zu erfüllen, die Ihnen obliegen, und Sie werden das vorzüglichste Gut der Menschen – Zufriedenheit erlangen.

WAGNER. Zufriedenheit? die ist auf ewig für mich dahin. O mein Fritz! o meine Sophie! könnt' ich mit meinem Blute – könnt' ich Euch nur versorgen! Euch dem Hohne, dem Tadel, der Verachtung der Menschen entziehn!

SIVERS. Der Verachtung?

WAGNER. Hat er sie nicht auf's schändlichste verachtet?

SIVERS. Der Kanzleirath.

WAGNER. Das ist dein Werk, grausames Weib! Du hast mich elend gemacht – das möge dir Gott vergeben! aber meine Sophie –

SIVERS. Wagner! – geben Sie sie mir zum Weibe!

WAGNER. Wen? – Sophien?

SIVERS. Ja – Ist Ihnen mit einem Schwiegersohne gedient, der die äußerste Hochachtung mit der zärtlichsten Liebe gegen Ihre Tochter verbindet; der es zu seinem einzigen Geschäfte machen wird, die Thräne des erlittenen Kummers zu trocknen; Ihr Herz der Freude wieder zu öffnen – so bin ich der Mann.

WAGNER. Sivers! rechtschaffener Sivers! – Sie sind arm. –

SIVERS. Nicht bettelarm. Ich habe vierhundert Thaler jährlich, und die gewisse Hofnung eines Dienstes, der eben so viel einträgt. Wir werden bürgerlich – ehrlich leben können. Verlangen Sie Ueberfluß, dann freilich –

WAGNER. Mann! den mir Gott zum Troste schickt – du hast meine Einwilligung, meinen Segen! Möchte doch die Neigung meines Kindes, meinem Wunsche gemäß sein! – Aber, sie muß entscheiden. Er geht ab.


Quelle:
Friedrich Ludwig Schröder: Dramatische Werke. Berlin 1831, S. 94-95.
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