Sechster Auftritt.

[89] Wagner, Mad. Wagner.


MAD. WAGNER. Was soll das bedeuten? – Sprich!

WAGNER. Ich will Vaterstelle bei dem Kinde vertreten.

MAD. WAGNER. Bist du von Sinnen? – Erst vertritt Vaterstelle bei deinen eignen Kindern – Schaff' mir den Jungen aus dem Hause, sag' ich.

WAGNER hart. Nein. – Er bleibt bei mir.

MAD. WAGNER erstaunt, für sich. Was steckt dahinter? – Ihn betrachtend. Wo hast du deine silbernen Schnallen gelassen?

WAGNER. Sophie wird den Kanzleirath nehmen.

MAD. WAGNER. So wahr ich lebe! du hast die Schnallen verkauft, um den Jungen zu kleiden.[89]

WAGNER. Ich hab' ihn herbestellt, und will ihm ihren Entschluß ankündigen.

MAD. WAGNER. Wagner! wie kommst du mir vor? – du sprichst ebenso verwildert, als du aussiehst.

WAGNER. Drum bitt' ich dich, verwildre mich nicht noch mehr; und laß mich mit dem Kinde handeln, wie ich will. Es soll dir nicht im Wege sein – Bitter. Es soll deinen Kindern nichts entziehn.

MAD. WAGNER. Ich erstaune! – Warum nimmst du dich denn des Kindes so sehr an.

WAGNER. Weil – weil ich es liebe.


Quelle:
Friedrich Ludwig Schröder: Dramatische Werke. Berlin 1831, S. 89-90.
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