33.

[71] Geht, Elegien, des beweglichen Leichtsinns süße Gespielen,

Geht Elegien, des Gefühls süße Gespielen auch ihr.

Amor hat euch gezeugt, und die Grazie wiegte die Kindlein,

Und mit Blüthengedüft zog sie die Freundlichen auf.

Fröhlich umscherztet im üppigen Strahl muthwilliger Thorheit

Rings ihr den Freund, und den Kuß gabt ihr dem Bittenden gern,

Wenn er euch leise genaht und euch fesselte rasch, wie des Herzens

Laun' und des leichten Gefühls wechselnder Hauch ihm gebot.

Ach, dann lehrtet ihr mich süßtönende Lieder, und Sehnsucht

Lauscht' in dem einen, und Lust strahlt euch im anderen Blick.

Aber vorbei sind Spiel und Gesang! Vor dem brausenden Nordhauch

Zittert der Hain, ein Grab decket die Lieb' und den Lenz.

Amor schwand, und die Grazie weint; die verwaiseten Kinder

Müßt' ich, die reizenden, ach, kleiden in's Trauergewand.

Doch Muthwillige ziemet ja nicht schmerzkündender Flor, und

Lächeln würdet ihr doch, fleht' ich um Thränen euch an.

Auf dann! Fittige schenkte der Gott euch; flattert hinweg nun,

Sucht mir den Vater und bringt hold den Verlohrnen zurück![72]

Gern wohl leihet der Grazie Huld euch den Gürtel der Anmuth;

Fesselt den Flüchtigen nur, endlich belohnt er es selbst.

Sagt ihm Schönes von mir, daß ich euch voll Treue gepflegt und

Zärtlich geliebt, daß ich still, als ihr entschwunden, geweint.

Ach, dann kehrt er zurück, und die Grazie lächelt noch einmal,

Und das verlassene Spiel spiel' ich von neuem mit euch.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 4, Leipzig 1819–1820, S. 71-73.
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