Kapitel XXXII.

[335] Glaubt mir, ein jeder Staat braucht auch Gesetz,

Das Reich Erlasse, Städte, Recht und Ordnung;

Selbst der Geächtete im wilden Tann

Behielt etwas zurück vom Bürgersinn.

Seit seine grüne Schürze Adam trug

Und Menschen lebten in Vereinigung,

Gab's auch Gesetze, die sie fester knüpften.


Altes Schauspiel.


Das Tageslicht begann zu dämmern in des Eichenwaldes Lichtungen. Die grünen Büsche schimmerten von tausend Perlen. Die Hirschkuh führte ihr Junges aus dem Dickicht in die freieren Gänge des grünen Waldes, und kein Jäger war da, der dem stattlichen Leithirsch auflauerte, sowie er stolz an der Spitze der gehörnten Heerde einherschritt.

Die Geächteten waren alle um den Gerichtsbaum im Harthill-Walk versammelt, wo sie die Nacht damit zugebracht hatten, sich nach den Mühseligkeiten der Belagerung zu erholen, einige durch Schlummer, einige durch Wein, und viele andere durch Anhören und Erzählen der Begebenheiten des Tages, sowie durch Berechnen der Beute, welche ihr glücklicher Erfolg zur Verfügung ihres Anführers gestellt hatte.

Die Beute war in der That sehr beträchtlich; denn ungeachtet vieles verbrannt war, so hatten die unerschrockenen Geächteten doch eine große Menge Silberzeug, reiche Rüstungen und glänzende Kleidungsstücke gerettet; denn diese Leute ließen sich durch keine Gefahr schrecken, wenn sie solche Belohnungen in Aussicht hatten. Doch die Gesetze ihrer Verbindung waren so strenge, daß keiner[336] wagte, sich den kleinsten Theil der Beute anzueignen; sie wurde vielmehr in eine Masse zusammengebracht, um von ihrem Anführer vertheilt zu werden.

Der Versammlungsplatz war ein alter Eichbaum, nicht derselbe, zu dem Locksley den Gurth und Wamba in dem frühern Theile der Geschichte geführt hatte, sondern einer, der im Mittelpunkte eines Waldamphitheaters, ungefähr eine halbe Meile von dem zerstörten Schlosse Torquilstone, stand. Hier nahm Locksley seinen Sitz auf einer Art von Rasenthron ein, und seine Gefährten standen rings um ihn her. Dem schwarzen Ritter wies er einen Platz zur Rechten, und dem Cedric einen zur Linken an.

»Verzeiht meine Freiheit, edle Herren,« sagte er, »aber in diesen Wäldern bin ich Monarch. Sie sind mein Königreich; und diese meine wilden Unterthanen würden mir bald den Gehorsam aufkünden, wenn ich meine Macht einem andern Sterblichen übertragen wollte. – Nun aber, Herren, wer hat unsern Kaplan gesehen? wo ist unser munterer Ordensbruder? Unter Christen beginnt ein geschäftiger Tag am besten mit einer Messe.« – Niemand hatte den Eremiten von Copmanhurst gesehen. – »Ja, ja,« fuhr der Anführer der Geächteten fort, »der lustige Priester wird sich wohl irgendwo bei der Weinflasche verspätet haben. Wer sah ihn denn seit der Einnahme des Schlosses?«

»Ich,« sagte der Müller, »ich sah ihn um eine Kellerthür sehr beschäftigt, indem er bei allen Heiligen im Kalender schwur, er müsse Front de Boeufs Gascognerwein kosten.«

»Nun mögen alle Heiligen verhüten, daß er nicht zu tief in die Fässer geschaut hat und in den Kellern verschüttet ist,« sagte der Hauptmann. »Geh, Müller, nimm einige Leute mit und suche den wackern Mönch auf, wo Du ihn zuletzt gesehen. Ich muß ihn wieder haben, und müßten wir ihn unter jedem Stein suchen.«

Die große Anzahl, die sich ungeachtet der bevorstehenden Theilung der Beute zur Erfüllung dieser Pflicht bereit finden ließ, bewies, wie sehr die Rettung ihres geistlichen Freundes allen am Herzen lag.

»Laßt uns indeß unser Geschäft beenden,« sagte Locksley, »denn wenn sich das Gerücht von unserer kühnen That verbreitet, so werden sich die Schaaren de Bracys, Malvoisins und andere Verbündete[337] Front de Boeufs gegen uns in Bewegung setzen, und es ist wohl gerathen, unserer Sicherheit wegen aus dieser Gegend abzuziehen. – Edler Cedric,« fuhr er zu dem Sachsen gewendet fort, »die Beute ist in zwei Theile getheilt; wähle, und belohne damit Deine Leute, die an unserm Unternehmen Theil gehabt.«

»Guter Freund,« versetzte Cedric, »mein Herz ist voll Kummer! Der edle Athelstane von Coningsburgh, der letzte Sprößling des heiligen Bekenners, ist nicht mehr! Hoffnungen sind mit ihm dahin, die nie mehr aufleben werden! Meine Leute erwarten nur meine Gegenwart, um seine ehrwürdigen Ueberreste zu ihrer letzten Ruhestatt zu geleiten. Lady Rowena wünscht nach Rotherwood zurückzukehren und muß von einem hinlänglichen Gefolge begleitet werden. Ich sollte daher schon eigentlich diesen Ort verlassen haben, allein ich verweilte – nicht um die Beute zu theilen, davor bewahre mich Gott und St. Withold! – nein, bloß um Dir und Deinen kühnen Gefährten meinen Dank zu sagen für die Menschenleben und die Unschuld, die ihr gerettet habt.«

»Nicht doch! Nehmt nur etwas von der Beute für Eure Nachbarn und Begleiter an,« sagte der Anführer der Geächteten, »sonst haben wir unser Werk ja nur halb gethan.«

»Ich bin reich genug, um sie von meinem eigenen Vermögen zu belohnen,« versetzte Cedric.

»Und manche,« sagte Wamba, »sind klug genug gewesen, sich selbst zu belohnen. Sie ziehen nicht mit bloßen Händen ab. Wir stecken nicht alle in der Narrenhaut.«

»Das ist uns lieb. Unsere Gesetze binden nur uns selbst,« erwiderte Locksley.

»Aber Du armer Schelm,« fuhr Cedric zum Narren gewendet fort, indem er ihn umarmte, »wie soll ich Dich belohnen? Dich, der Du kein Bedenken trugst, Leib und Leben für mich hinzugeben? Alles verließ mich, während der arme Narr mir treu blieb.«

Bei diesen Worten stand eine Thräne im Auge des stolzen Edlings, ein Zeichen von Gefühl, welches selbst Athelstanes Tod ihm nicht entlockt hatte; doch es lag etwas in der halb instinktmäßigen Anhänglichkeit des Leibeigenen, das selbst tiefer als der Kummer auf ihn wirkte.

»Nein,« sagte Wamba, indem er sich aus seiner Umarmung[338] losmachte, »wenn Du meine Dienste mit dem Wasser Deiner Augen bezahlst, Onkel Cedric, so muß der Narr zur Gesellschaft mitweinen, und was sollte dann aus meinem Amte werden! Aber wenn Du mir wirklich einen Gefallen thun willst, Onkel, so verzeihe meinem Spielkameraden Gurth, daß er eine Woche Deinem Dienste stahl, um sie Deinem Sohne zu widmen.«

»Ihm bloß verzeihn?« rief Cedric, »ich will ihm verzeihn und ihn belohnen obendrein. Knie nieder, Gurth!« – Sogleich lag der Schweinehirt zu den Füßen seines Herrn.

»Thu ne eart lengre theov and esne, Du bist fürder nicht mehr Knecht und Leibeigener; folcfrî and sacleás eart thu nu in tûne and from tûne, in vudum and feldum; frei und sicher bist Du jetzt in der Stadt und zur Stadt, in Wald und Feld! Ich gebe Dir ein Stück Land in meinem Gebiete von Walburgham für Dich und Deine Nachkommen – Und Gottes Fluch über dessen Haupt, der dem widerspricht!«

Jetzt nicht mehr Sklav, sondern ein freier Mann und Landbesitzer, erhob sich Gurth fast zweimal so hoch empor, wie er selbst war.

»Einen Schmied und eine Feile her!« rief er, »mit dem Halsring hinweg, von dem Nacken eines freien Mannes! Edler Herr, verdoppelt ist meine Kraft durch Euer Geschenk, und doppelt will ich für Euch kämpfen! Ein freier Geist lebt in meiner Brust, und ich bin verwandelt für mich und andere. – He! Packan,« fuhr er zu seinem Hunde fort, der, als er seinen Herrn so außer sich vor Freuden sah, an ihm hinaufsprang und ihm seine Theilnahme bezeigte – »kennst Du Deinen Herrn noch?«

»O ja! Packan und ich kennen Dich noch,« sagte Wamba, »obgleich wir beide noch das Halsband tragen müssen; Du aber wirst wahrscheinlich uns und Dich selber vergessen.«

»Eher mich selbst, als Dich, treuer Kamerad,« entgegnete Gurth, »und wäre die Freiheit etwas für Dich, so würde Dein Herr sie Dir gewiß nicht vorenthalten.«

»O denke nicht, daß ich Dich beneide, Bruder Gurth,« sagte Wamba; »der Leibeigene sitzt beim Feuer der Halle, wenn der Freie ins Feld muß. Und was sagt Oldhelm von Malmsbury – besser ein Narr beim Feste, als ein weiser Mann beim Kampfe.«[339]

Jetzt hörte man den Hufschlag der Rosse, und Lady Rowena erschien, von einigen Reitern und einer noch stärkern Abtheilung von Fußvolk umgeben, die ihre Waffen schwenkten und freudig zusammenschlugen. Sie selber saß reich geschmückt auf einem nußbraunen Zelter in würdevoller Haltung, und nur ein leichter Ueberrest von Blässe zeugte noch von dem, was sie erlitten hatte. Das Gefühl des Dankes für die unerwartete Befreiung und erneute Hoffnung lag auf ihrem Antlitz. Sie wußte, daß Ivanhoe gerettet und daß Athelstane todt sei. Die Ueberzeugung von ersterem erfüllte sie mit der reinsten Wonne, und wenn sie sich über das Letztere freute, so konnte man es ihr wohl verzeihn. Sie war sich nunmehr des Vortheils bewußt, in dem einzigen Punkte, in welchem ihr Vormund Cedric ihr stets entgegen gewesen war, völlig frei zu sein.

Als Rowena sich Locksleys Sitze näherte, erhob sich der kühne Landsaß nebst seinem ganzen Gefolge, um sie höflich zu empfangen. Das Blut stieg ihr in die Wangen, als sie, freundlich mit der Hand winkend und sich so tief verbeugend, daß ihr schönes, in reichen Locken herabhängendes Haar die Mähne ihres Zelters berührte, in wenigen aber passenden Worten dem Locksley und ihren übrigen Befreiern ihren Dank ausdrückte. – »Gott segne euch, tapfere Männer,« so schloß sie ihre Anrede, »daß ihr euch so großmüthig der Gefahr aussetztet für die Rettung der Unterdrückten! Hungert einen von euch, so denke er, daß Rowena Speise hat; dürstet ihn, so hat sie manches Faß Wein und braunes Bier für ihn – und treiben euch die Normänner aus diesem Aufenthalte, so besitzt Rowena Wälder, wo ihre muthigen Vertheidiger sich in voller Freiheit aufhalten können und nie gefragt werden, wessen Pfeil den Hirsch erlegt.«

»Dank, edle Lady,« sagte Locksley, »Dank für mich und im Namen meiner Gefährten! Euch gerettet zu haben, belohnt sich schon von selbst. Wir, die wir im grünen Walde hausen, thun manche wilde That, und die Befreiung der Lady Rowena mag als Buße dafür angenommen werden.«

Rowena neigte sich wieder von ihrem Zelter nieder und wendete sich, um hinweg zu reiten; doch als sie einen Augenblick anhielt, während Cedric, der sie begleiten wollte, ebenfalls Abschied nahm,[340] sah sie sich unerwartet dicht neben dem gefangenen de Bracy. Er stand unter einem Baume im tiefen Nachdenken, seine Arme über die Brust gekreuzt, und Rowena hegte die Hoffnung, unbemerkt vorüberzukommen. Doch er blickte auf, und als er sie bemerkte, ergoß sich eine dunkle Schamröthe über sein schönes Gesicht. Er stand einen Augenblick unentschlossen da; dann trat er vor, faßte ihren Zelter am Zügel und beugte sein Knie vor ihr.

»Will Lady Rowena sich herablassen, einen Blick auf einen gefangenen Ritter – auf einen entehrten Krieger zu werfen?«

»Herr Ritter,« antwortete Rowena, »bei Unternehmungen, wie die Eure, liegt die wahre Unehre nicht im Fehlschlagen, sondern im Gelingen.«

»Der Sieg sollte das Herz besänftigen,« antwortete de Bracy; »laßt mich nur wissen, ob Lady Rowena die Gewaltthat verzeiht, die durch eine unglückliche Leidenschaft veranlaßt wurde, und sie soll bald erfahren, daß de Bracy ihr auch auf edlere Weise zu dienen versteht.«

»Ich verzeihe Euch als Christin, Herr Ritter,« sagte Rowena.

»Das heißt,« sagte Wamba, »sie verzeiht ihm ganz und gar nicht.«

»Doch ich kann nie das Elend und den Jammer verzeihen, den Euer Wahnsinn angerichtet hat,« fuhr Lady Rowena fort.

»Laß den Zügel der Dame los!« sagte Cedric, näher kommend. »Bei der hellen Sonne über uns! wäre es nicht eine Schande, so nagelte ich Dich mit meinem Wurfspieß an den Boden – aber sei überzeugt, Moritz de Bracy, Deinen Antheil an dieser schmachvollen That sollst Du empfindlich büßen.«

»Wer einem Gefangenen droht, droht ohne Gefahr,« sagte de Bracy; »doch wann besaß ein Sachse auch nur eine Spur von Höflichkeit?«

Dann trat er zwei Schritte zurück und ließ die Dame vorüber.

Ehe sie sich entfernten, sprach Cedric dem schwarzen Ritter seinen besondern Dank aus und bat ihn dringend, ihn nach Rotherwood zu begleiten.

»Ich weiß,« sagte er, »daß ihr irrenden Ritter euer Vermögen auf eurer Lanzenspitze tragt und euch nicht viel um Land und Güter bekümmert; doch die Kriegsgöttin ist eine veränderliche[341] Schöne, und eine Heimat ist zuweilen selbst für den Ritter wünschenswerth, dessen Beruf das Wandern ist. Du hast eine Heimat in den Hallen von Rotherwood erworben, edler Ritter. Cedric besitzt Reichthum genug, die Unbilden des Glücks wieder gut zu machen, und alles, was er hat, gehört seinem Befreier. – Komm daher nach Rotherwood, nicht als Gast, sondern als Sohn oder Bruder.«

»Cedric hat mich schon reich gemacht,« sagte der Ritter – »er hat mich den Werth der sächsischen Tugend kennen gelehrt. Nach Rotherwood will ich kommen, braver Sachse, und das bald; doch jetzt halten mich dringende Geschäfte Euren Hallen fern. Wenn ich dorthin komme, werde ich vielleicht ein Geschenk von Euch erbitten, welches selbst Eure Großmuth auf die Probe setzen wird.«

»Es ist gewährt, ehe Ihr es noch ausgesprochen,« sagte Cedric und schlug seine Hand in die behandschuhte Rechte des schwarzen Ritters – »es ist schon gewährt, und solltet Ihr mein halbes Vermögen fordern.«

»Verpfände Dein Wort nicht so leicht,« sagte der Ritter mit dem Fesselschloß; »doch wohl hoffe ich das Geschenk zu verdienen, welches ich fordern werde. Inzwischen lebe wohl!«

»Ich habe nur noch zu sagen,« fügte Cedric hinzu, »daß ich während der Bestattung des edlen Athelstane ein Bewohner der Hallen von Coningsburgh sein werde. – Sie werden allen geöffnet sein, welche an dem Leichenmahle Antheil nehmen wollen; und ich sage im Namen der edlen Editha, der Mutter des gefallenen Prinzen, sie werden nie für den geschlossen sein, der sich so thätig, wenn auch erfolglos, bemüht hat, Athelstane von normännischen Ketten und normännischen Schwertern zu befreien.«

»Ja, ja,« sagte Wamba, der seinen Dienst bei seinem Herrn wieder angetreten hatte, »ein köstliches Mahl wird bereitet sein – Schade, daß der edle Athelstane nicht bei seinem Leichenbegängnisse mitspeisen kann. – Aber er,« fuhr der Possenreißer fort, indem er mit komischem Ernst die Augen erhob, »er speist im Paradiese und wird ohne Zweifel seiner Bewirthung Ehre anthun.«

»Still, und vorwärts!« sagte Cedric, dessen Aerger über diesen unpassenden Scherz durch die Erinnerung an die Dienste gehemmt wurde, die ihm Wamba erst kürzlich geleistet. Rowena nickte dem mit dem Fesselschloß ein anmuthiges Lebewohl zu – der Sachse[342] empfahl ihn der Obhut Gottes, und dann zogen durch eine weite Lichtung fort.

Kaum hatten sie sich entfernt, als eine Prozession unter den grünen Laubbäumen hervorkam, langsam um das Waldamphitheater bog und der Richtung folgte, welche Rowena und ihre Begleiter genommen. Die Mönche eines benachbarten Klosters, in Erwartung einer reichen Schenkung, welche Cedric versprochen hatte, folgten der Bahre, auf welcher der Körper Athelstanes ruhte, und sangen geistliche Lieder, indeß die Vasallen des Schlosses Coningsburgh ihn traurig und langsam auf ihren Schultern forttrugen, um ihn dort in der Gruft des Hengist, von dem der Verstorbene seine Abkunft herleitete, beizusetzen. Viele Vasallen hatten sich bei der Nachricht seines Todes versammelt und folgten der Bahre wenigstens mit allen äußern Zeichen der Niedergeschlagenheit und des Kummers. Wieder erhoben sich die Geächteten und zollten dem Tode dieselbe rauhe und freiwillige Huldigung, die sie kürzlich der Schönheit geweiht hatten, indem der Klaggesang und der trauernde Schritt der Mönche sie an ihre vielen Kameraden erinnerte, welche in dem gestrigen Kampfe gefallen waren. Aber solche Erinnerungen sind von kurzer Dauer bei Leuten, die ein Leben der Gefahr und kühner Unternehmungen führen, und ehe noch der Ton der Todtenhymne im Morgenwinde erstorben war, beschäftigten sich die Geächteten wieder mit der Vertheilung der Beute.

»Tapferer Ritter,« sagte Locksley zu dem schwarzen Kämpen, »ohne dessen wackern Muth und mächtigen Arm unser Unternehmen gänzlich müßte fehlgeschlagen sein, ist es Euch gefällig, von jener Masse von Beute dasjenige auszuwählen, was Euch am besten behagt, um Euch an diesen meinen Gerichtsbaum zu erinnern?«

»Ich nehme Euer Anerbieten an, so unbeschränkt, wie es gegeben wird,« sagte der Ritter, »und bitte um die Erlaubniß, mit Sir Moritz de Bracy nach meinem Gefallen verfahren zu dürfen.«

»Er ist schon Dein,« sagte Locksley, »und ein Glück für ihn! sonst würde der Tyrann den höchsten Zweig dieser Eiche geziert haben, mit eben so vielen von seiner Freicompagnie, als wir hätten aufbringen können, so dicht wie Eicheln um ihn her. – Doch er ist Dein Gefangener, und er bleibt unverletzt von uns, auch wenn er meinen Vater erschlagen hätte.«[343]

»De Bracy,« sagte der Ritter, »Du bist frei – geh wohin Du willst. Er, dessen Gefangener Du bist, verachtet es, niedrige Rache für das Vergangene zu nehmen. Aber hüte Dich vor der Zukunft, damit es Dir nicht schlimmer ergehe. Moritz de Bracy, ich sage, hüte Dich!«

De Bracy verneigte sich tief und schweigend und war im Begriff, sich zu entfernen, als die Geächteten plötzlich in ein Geschrei der Verwünschung und Verspottung ausbrachen. Der stolze Ritter stand augenblicklich still, drehte sich um, schlug die Arme unter, richtete sich in seiner vollen Größe auf und rief: »Still! ihr kläffenden Hunde, die ihr ein Geschrei beginnt, das ihr nicht ausstießet, als der umstellte Hirsch sich zur Wehr setzte – de Bracy verachtet euren Tadel, wie er euren Beifall verachten würde. Fort in eure Höhlen und Löcher, ihr geächteten Diebe, und schweigt, wenn innerhalb einer Meile von eurem Fuchsbau etwas Ritterliches oder Edles gesprochen wird.«

Dieser unzeitige Trotz hätte de Bracy einen Schauer von Pfeilen zuziehen können, hätte sich der Anführer der Geächteten nicht schnell ins Mittel gelegt. In zwischen faßte der Ritter ein Pferd beim Zügel; denn mehrere, die man aus den Ställen Front de Boeufs weggeführt, standen gesattelt umher und machten einen schätzbaren Theil der Beute aus. Er schwang sich in den Sattel und galoppirte durch den Wald davon.

Als sich der durch diesen Vorfall veranlaßte Lärm etwas gelegt hatte, nahm der Häuptling das schöne Horn und Wehrgehänge vom Halse, welches er kürzlich bei dem Bogenschießen zu Ashby gewonnen hatte.

»Edler Ritter,« sagte er zu dem mit dem Fesselschloß, »wenn Ihr es nicht verschmäht, ein Horn anzunehmen, welches ein englischer Landmann getragen, so möchte ich Euch bitten, dies zum Andenken an Eure gestrigen tapfern Thaten zu behalten – und wenn Ihr, wie es oft einem tapfern Ritter geht, in irgend einem Walde zwischen Trent und Tees hart ins Gedränge gerathet, so blast das Signal: Wasa-hoa auf diesem Horn, und es kann sich wohl ereignen, daß Ihr Helfer und Beistand finden werdet.«[344]

Dann setzte er das Horn an die Lippen und blies wiederholt den erwähnten Ruf, bis der Ritter ihn begriffen hatte.

»Vielen Dank für Dein Geschenk, kühner Landsasse,« sagte der Ritter, »und besseren Beistand als den Deinen und den Deiner wackern Gesellen würde ich niemals suchen, wäre ich auch in der größten Noth.« Und dann blies er ins Horn, daß der Ruf durch den grünen Wald erschallte.

»Gut und rein geblasen,« sagte der Landsasse, »ich will verdammt sein, wenn Du nicht eben so viel vom Waidmannshandwerk verstehst, wie vom Kriege! Gewiß hast Du zu Deiner Zeit manch edlen Leithirsch erlegt. – Kameraden, merkt euch dieses Signal, es ist der Ruf des Ritters vom Fesselschloß; und wer ihn hört und nicht eilt, ihm in der Noth beizustehen, den will ich mit seiner eigenen Bogensehne aus unserer Bande peitschen lassen.«

»Lange lebe unser Anführer!« riefen die Landsassen, »und lange lebe der schwarze Ritter vom Fesselschloß! – Möge er bald unseres Dienstes bedürfen, damit wir zeigen können, wie bereitwillig wir ihn leisten.«

Nun schritt Locksley zur Vertheilung der Beute, die er mit der löblichsten Unparteilichkeit ausführte. Der zehnte Theil des Ganzen wurde für die Kirche und zu frommen Zwecken reservirt, ein Theil kam dann in den allgemeinen Schatz; ein Theil wurde den Wittwen und Waisen der Gefallenen angewiesen, oder zu Seelenmessen für die bestimmt, welche keine Familie hinterlassen hatten. Das Uebrige fiel nach ihrem Range und Verdienst den Geächteten zu, und das Urtheil des Anführers wurde bei allen zweifelhaften Fällen mit dem größten Scharfsinn abgegeben und unbedingt angenommen. Der schwarze Ritter war nicht wenig erstaunt, zu finden, daß Männer in gesetzlosem Zustande dennoch unter sich so regelmäßig und gerecht regiert wurden, und alles, was er bemerkte, erhöhte seine Meinung von der Gerechtigkeit und dem richtigen Urtheil ihres Anführers.

Als jeder seinen Antheil an der Beute genommen und während der Schatzmeister, von vier kräftigen Landsassen begleitet, das, was allen gemeinsam gehörte, an einen sichern Ort gebracht hatte, war der Theil, welcher der Kirche geweiht war, noch von niemand in Anspruch genommen worden.[345]

»Ich wollte, wir könnten etwas von unserm lustigen Kaplan erfahren,« sagte der Hauptmann, – »er pflegt sonst nie abwesend zu sein, wenn der Segen beim Mahl zu sprechen oder Beute zu vertheilen ist; und es ist auch seine Pflicht, die Zehnten von unserem glücklichen Unternehmen in Empfang zu nehmen. Auch habe ich in nicht weiter Entfernung einen heiligen Bruder von ihm als Gefangenen und möchte gerne, daß mir der Mönch hülfe, auf gerechte Weise mit ihm zu verfahren. – Ich zweifle sehr, daß unser rauhes Pfäfflein wohlbehalten davon gekommen ist.«

»Es sollte mir sehr leid thun,« sagte der Ritter vom Fesselschloß, »denn ich bin noch in seiner Schuld wegen einer lustigen Nacht in seiner Zelle. Laßt uns zu du Ruinen des Schlosses zurückkehren, vielleicht erfahren wir dort etwas von ihm.«

Während sie so sprachen, verkündete ein lautes Rufen unter den Landsassen die Ankunft dessen, um den man besorgt war; denn man hörte schon lange die Stentorstimme des Mönchs, ehe man noch seine derbe Figur sehen konnte.

»Platz, meine muntern Jungens!« rief er, »Platz für euren geistlichen Vater und seinen Gefangenen. Ruft noch einmal willkommen! – Ich komme, edler Hauptmann, gleich einem Adler mit seiner Beute in den Klauen.« – Und indem er sich einen Weg durch den Kreis bahnte, erschien er beim Gelächter aller Anwesenden in majestätischem Triumph, seine ungeheure Partisane in der einen und eine Halfter in der andern Hand, deren anderes Ende um den Hals des unglücklichen Isaak von York befestigt war, der, von Kummer und Schrecken niedergebeugt, von dem siegreichen Priester fortgeschleppt wurde. »Wo ist Allan a Dale,« rief dieser laut, »um mich in einer Ballade zu besingen? – Bei Sanct Hermangild, der Reimklimpler ist beständig nicht da, wo sich ein Beispiel erhabener Tapferkeit zeigt!«

»Munterer Pfaff,« sagte der Hauptmann, »Du bist diesen Morgen bei einer nassen Messe gewesen, so frühe es auch noch ist. Beim heiligen Nikolas, wen hast Du denn da mitgebracht?«

»Einen Gefangenen meines Schwertes und meiner Lanze,« versetzte der Geistliche von Copmanhurst; »meines Bogens und[346] meiner Hellebarde, sollte ich lieber sagen; und doch habe ich ihn durch meine Gottesgelahrtheit aus einer schlimmern Gefangenschaft befreit. – Sprich, Jude, habe ich Dich nicht vom Satan losgekauft? Habe ich Dir nicht Dein Credo und Dein Pater noster und Dein Ave Maria gelehrt? Brachte ich nicht die ganze Nacht damit hin, Dir zuzutrinken und Dir die Geheimnisse des Christenthums zu erklären?«

»Um Gotteswillen!« rief der arme Jude, »will mich denn niemand aus den Händen dieses tollen – dieses heiligen Mannes befreien?«

»Wie ist das, Jude?« sagte der Mönch mit drohendem Blick; »Du widerrufst, Jude? – Bedenke Dich, wenn Du in Deinen Unglauben zurückfällst, obgleich Du nicht so zart bist, wie ein Saugferkel, – ich wollte, ich hätte eins, zum Frühstück, – so bist Du doch nicht zu zähe zum Braten! Füge Dich, und sprich mir die Worte nach: Ave Maria!«

»Nein, wir wollen hier keine Gotteslästerung, toller Priester,«[347] sagte Locksley; »laß uns lieber hören, wie Du diesen Deinen Gefangenen fandest.«

»Beim heiligen Dunstan,« sagte der Mönch, »ich fand ihn, wo ich etwas Besseres suchte! Ich stieg in den Keller hinab, um zu sehen, was sich dort noch retten ließe; denn wenn auch ein Becher geglühten Weines mit Gewürz ein Abendtrank für einen Kaiser ist, so wäre es doch Verschwendung, dachte ich, so viel gut Getränk auf einmal zu glühen. Ich hatte schon ein Fäßchen Sekt aufgeladen und wollte einige von den trägen Burschen, die immer bei guten Werken fehlen, zu Hilfe rufen, als ich an eine starke Thür kam. Aha! dachte ich, hier liegt die Auslese verborgen, und der Schurke von Kellermeister, in seinem Beruf gestört, hat den Schlüssel stecken lassen. Ich ging also hinein, fand aber nichts weiter als verrostete Ketten und diesen Hund von Juden, der sich mir sogleich auf Gnade und Ungnade ergab. Ich erfrischte mich und den Ungläubigen eben mit einem Becher Sekt und wollte dann meinen Gefangenen hinausführen, als Holterde-Polterde das Mauerwerk eines äußern Thurmes niederstürzte und den Ausgang verschüttete. Das Krachen eines fallenden Thurmes folgte dem andern – ich gab schon mein Leben verloren, und da es mir eine Schande für einen Mann meines Berufes schien, in Gesellschaft eines Juden aus der Welt zu gehen, so hob ich schon meine Hellebarde auf, um ihm den Kopf entzwei zu schlagen; doch ich hatte Mitleid mit seinen grauen Haaren und hielt es für besser, meine Partisane niederzulegen und meine geistliche Waffe zu seiner Bekehrung zu ergreifen. Und, beim Segen des heiligen Dunstan, die Saat ist auf guten Boden gefallen. Doch da ich ihm die ganze Nacht von Geheimnissen vorredete und auf solche Weise fastete – denn die wenigen Züge Sekt, die ich that, sind nicht der Rede werth – ist mir der Kopf ganz schwindlig, meiner Treu! – Gilbert und Wibbald wissen, in welchem Zustande sie mich fanden – ganz und gar schwindlig und nicht im Stande, auf zwei Beinen zu stehn.«

»Das können wir bezeugen,« sagte Gilbert; »denn als wir die Trümmer weggeräumt hatten und mit Sanct Dunstans Hilfe auf die Gefängnißtreppe stießen, fanden wir das Fäßchen mit Sekt halb leer, den Juden halb todt und den Mönch mehr als halb schwindlig, wie er es nennt.«[348]

»Ihr Schurken lügt!« rief der beleidigte Geistliche; »ihr wart es und eure durstigen Kameraden, die den Sekt austranken und es ihren Morgentrank nannten; ich will ein Heide sein, wenn ich ihn nicht für des Hauptmanns Kehle aufbewahrte. Aber was thut's, der Jude ist bekehrt und versteht alles, was ich ihm gesagt, beinahe oder völlig so gut, wie ich selber.«

»Jude,« sagte der Hauptmann, »ist es wahr? Hast Du Deinem Unglauben entsagt?«

»So wahr ich Gnade zu finden wünsche vor Euren Augen,« sagte der Jude, »ich weiß nicht ein Wort von alledem, was dieser ehrwürdige Prälat in dieser furchtbaren Nacht zu mir geredet. Ach! ich war so verwirrt von Qual, Furcht und Kummer, daß, wenn unser Vater Abraham gekommen wäre, mir zu predigen, er nur einen tauben Zuhörer an mir gefunden hätte.«

»Du lügst, Jude, und Du weißt, daß Du es thust,« sagte der Mönch; »ich will Dich nur an ein Wort unserer Unterredung erinnern: Du versprachst, alles, was Du besitzest, unserm heiligen Orden zu geben.«

»So wahr mir die Verheißung helfe, edle Herren,« sagte Isaak noch unruhiger als zuvor, »ein solches Wort kam nie über meine Lippen! Ach! ich bin ein bettelarmer Mann und – und wie ich fürchte, ein kinderloser – habt Mitleid mit mir und laßt mich in Frieden ziehen!«

»Nein,« sagte der Mönch, »wenn Du Gelübde zurücknimmst, die Du zu Gunsten der Kirche gethan hast, so mußt Du Buße thun.«

Hierauf erhob er seine Hellebarde und würde den Schaft derselben auf des Juden Rücken haben fallen lassen, hätte nicht der schwarze Ritter den Schlag aufgefangen und dadurch den Zorn des heiligen Eremiten auf sich gezogen.

»Beim heiligen Thomas von Kent,« sagte er, »ich will Dich lehren, Herr Faullenzer, Dich nur um Deine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, ungeachtet Deiner eisernen Kapsel, in der Du steckst!«

»Nein, sei nicht böse auf mich,« sagte der Ritter, »Du weißt, ich bin Dein geschworner Freund und Kamerad.«

»Ich weiß nichts davon,« antwortete der Mönch, »ich trotze Dir, als einem Narren, der sich in alles mischt!«[349]

»Aber!« sagte der Ritter, welcher Vergnügen daran zu finden schien, seinen ehemaligen Wirth zu reizen, »hast Du vergessen, daß Du um meinetwillen – ich sage nichts von der Versuchung der Flasche und der Pastete – das Gelübde des Fastens und Wachens gebrochen hast?«

»Wahrlich, Freund,« sagte der Mönch, seine ungeheure Faust ballend, »ich werde Dir einen Puff versetzen.«

»Ich nehme keine solchen Geschenke an,« sagte der Ritter; »ich bin zufrieden, Deinen Puff als Darlehen zu empfangen, doch ich will Dir mit solchen Prozenten vergelten, wie nur je Dein Gefangener da im Handel nahm.«

»Ich will sogleich die Probe machen,« sagte der Mönch.

»Holla!« rief der Hauptmann, »was hast Du vor, toller Pfaff? Gezänk unter dem Gerichtsbaum?«

»Es ist kein Gezänk,« sagte der Ritter, »es ist nur ein freundschaftlicher Austausch von Höflichkeiten. – Mönch, schlage zu, wenn Du es wagst – ich will Deinem Schlage stehen, wenn Du dem meinen stehen willst.«

»Du bist im Vortheil mit dem eisernen Topf auf dem Kopfe,« sagte der Geistliche; »aber sieh Dich vor – nieder mußt Du, und wärest Du Goliath von Gath in seinem ehernen Helm.«

Der Mönch entblößte seinen gebräunten Arm bis zum Ellbogen und versetzte dem Ritter mit voller Kraft einen Schlag, der einen Ochsen hätte stürzen können. Doch sein Gegner stand fest wie ein Felsen. Die Geächteten stießen einen lauten Ruf des Beifalls aus; denn die Püffe des Mönchs waren zum Sprichwort geworden, und es waren wenige unter ihnen, die nicht, entweder im Scherz oder im Ernst, die Gewalt derselben erfahren hatten.

»Nun, Priester,« sagte der Ritter, indem er seinen Panzerhandschuh auszog, »wenn ich auch mit meinem Kopfe im Vortheil war, so will ich es doch nicht mit der Hand sein – stehe fest wie ein Mann!«

»Genam meam dedi vapulatori – ich habe meinen Backen dargeboten dem, der mich schlägt,« sagte der Priester; »wenn Du mich von der Stelle bewegen kannst, Kerl, so will ich Dir gern des Juden Lösegeld abtreten.«

So sprach der rüstige Priester und nahm eine trotzige Haltung[350] an. Doch wer kann seinem Schicksal entgehen? Der Schlag des Ritters wurde mit solcher Kraft und gutem Willen ausgetheilt, daß der Mönch, zum großen Erstaunen der Zuschauer, kopfüber auf den Rasen hinrollte. Doch stand er weder zornig noch entmuthigt auf.

»Bruder,« sagte er zu dem Ritter, »Du hättest Deine Kraft mit mehr Vorsicht anwenden sollen. Dennoch ist hier meine Hand zum freundschaftlichen Zeugniß, daß ich keine Püffe mehr mit Dir wechseln will, da ich die Wette verloren habe. Es ende jetzt alle Unfreundlichkeit. Laßt uns den Juden ranzioniren, da der Leopard seine Flecken nicht verändert und er fortfahren wird, ein Jude zu bleiben.«

»Der Pfaff,« sagte Clemens, »traut der Bekehrung des Juden nicht halb so sehr, seit er den Puff an den Schädel erhalten hat.«

»Geh, Kerl, was schwatzest Du von Bekehrungen? – Ist hier kein Respekt? – Alles Herren und keine Diener? – Ich sage Dir, Kerl, ich wackelte etwas, als ich des guten Ritters Schlag erhielt, sonst wäre ich wohl auf den Beinen geblieben. Doch wenn Du noch mehr darauf stichelst, so sollst Du erfahren, daß ich eben so wohl geben als empfangen kann.«

»Still! Alle still!« sagte der Hauptmann. »Und Du, Jude, denk an Dein Lösegeld; wir brauchen Dir nicht erst zu sagen, daß Dein Geschlecht in allen christlichen Gemeinden für verflucht gehalten wird, und daß wir daher auch Deine Gegenwart unter uns nicht dulden können. Denke daher auf ein Angebot, während ich einen Gefangenen andern Schlages verhöre.«

»Sind viele von Front de Boeufs Leuten gefangen genommen?« fragte der schwarze Ritter.

»Keine von solchem Range, daß man sie auf Lösegeld festhalten könnte,« antwortete der Hauptmann. »Der Gefangene, von dem ich rede, ist eine bessere Beute – ein lustig Mönchlein, welcher ausgeritten war, um sein Liebchen zu besuchen, wenn man nach seinem Pferdegeschirr und seiner Kleidung urtheilen kann. – Hier kommt der würdige Prälat, geputzt wie ein Pfauhahn.«

Und zwischen zwei Landsassen wurde unser alter Freund, der Prior Aymer von Jorvaulx, vor den Richterstuhl des Häuptlings geführt.

Quelle:
Scott, Walter: Ivanhoe. Berlin 1901, S. 335-351.
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Die Elixiere des Teufels

Die Elixiere des Teufels

Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.

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Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

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