Elegie

[49] Der Tag ist hingeschwunden,

Die letzte Thräne fließt;

Ihr stillen Abendstunden

Seid feierlich gegrüßt!


Ich kenne keine Freuden,

Und keine Ruhe mehr,

Mein Herz schlägt matt von Leiden,

Mein Busen athmet schwer.


Hier heb' ich ungesehen

Den thränenvollen Blick

Hinauf zu lichtern Höhen,

Und ahne ew'ges Glück.


Hüll', Dämmrung! meine Klagen

In deinen dicht'sten Flor!

Vielleicht nach wenig Tagen

Schwingt sich mein Geist empor.
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Dann deckt ein kleiner Hügel

Die wunden Augen zu.

O trüg' des Sturmes Flügel

Mich heute schon zur Ruh!

Quelle:
Elise Sommer: Poetische Versuche, Marburg 1806, S. 49-51.
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