31. Der Käfer.

[33] Mündlich aus Wettin.


Drei Reisende fragten den Gastwirth beim Abschied im Scherz ob sie ihm Etwas mitbringen sollten. »Ja« sprach er, »bringt mir Hänschen mit: dann werd ich sehr reich werden.« Da kauften sie eine Schachtel mit Zuckerwerk, aßen es heraus und setzten einen großen Käfer hinein, legten acht Groschen dazu und brachten die Schachtel dem Wirthe. »In der Schachtel ist Hänschen« sagten sie; »doch dürft ihr sie in den nächsten zwei Tagen nicht aufmachen.« Mit Mühe bezwang der Wirth zwei Tage seine Neugier, und als er am dritten die Schachtel öffnete, fand er acht Groschen bei dem Käfer, und am vierten Tage wieder acht Groschen, und er sagte zu seiner Frau »Sieh, nun hab ich schon sechzehn Groschen.« Und so ging es fort; der Wirth wurde ein reicher Mann und baute, wo sein kleines Gasthaus gestanden hatte, einen stattlichen Pallast. Da kehrten einst jene drei Reisenden wieder bei ihm ein, und er bedankte sich, daß sie ihm Hänschen gebracht hatten. Doch wie die drei einmal unter dem Thore des Gasthofs standen, brach das Thor zusammen und verschüttete sie, und von der Stunde an war Hänschen verschwunden.

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Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 33-34.
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