33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle.

[37] Mündlich.


In dem früheren Cyriacshospital zu Halle (in der Vorstadt Glaucha) stand auf dem Tisch des Zimmers, in welchem die Hospitaljungfern Abends zusammen saßen, ein etwa drei Viertel Ellen hohes Jesuskind. Es war aus Holz geschnitzt, bunt lackiert und trug ein weißes Hemdchen. Alle Jahr am Weihnachtsabend mußten die Hospitaljungfern es abwaschen und auch das Hemdchen waschen, trocknen, sauber plätten und ihm wieder anlegen. Wenn sie dies einmal vergaßen oder nicht sorgfältig genug verrichteten, so erhob sich in der folgenden Nacht ein so heftiges Poltern im Hause, daß sie es nicht aushalten konnten, und das kehrte alle Nächte wieder, bis der Fehler gut gemacht war.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 37-38.
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Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845: Mit Sagen aus Halle