37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder.

[42] Mündlich aus Gutenberg.


Eine Bäuerin setzte ihr Kind auf dem Felde ins Gras und ließ es allein, weil sie ihrer Arbeit nachgehen[42] mußte. Als sie wieder kam, fand sie ein fremdes, sehr häßliches Kind an der Stelle des ihren und sah wohl daß dies ein Nixkind war. Sie klagte dem Vogte des Gutes ihre Noth, und der Vogt fragte ob sie ihr Kind wieder zu haben wünsche, auch wenn es darum etwas braun und blau geschlagen würde. Und da sie antwortete, sie wolle ihr Kind lieber todt wieder haben als ein Nixkind groß ziehen, begann der Vogt den Wechselbalg unbarmherzig mit der Hetzpeitsche zu hauen und that dies eine lange Weile: dann gingen sie einige hundert Schritt von dem Kinde weg übers Feld, und wie sie zurück kamen, lag das rechte Kind wieder da, doch war es am ganzen Leibe zerkniffen und zerzaust. Wenn nämlich der Nix ein Kind vertauscht hat, so thut er ihm Alles an, was man seinem Kinde anthut. Darum lassen manche Eltern, die ihre Kinder zu lieb haben als daß sie ihnen ein Leid zufügen sollten, sie lieber beim Nix und erweisen den Nixkindern alles Gute, weil sie wissen daß es ihren Kindern vergolten wird.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 42-43.
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